Diese Frage ist persönlich, und die Antworten darauf fallen wahrscheinlich sehr unterschiedlich aus. Vielleicht sind Sie glücklich auf einem einsamen Waldspaziergang? Oder bei einer ausgelassenen Party? Oder wenn eine geliebte Person in Ihrer Nähe ist? Oder wenn Sie ganz in Ihre Arbeit oder Ihr Hobby vertieft sind? Wann wir Glück empfinden, hängt von unserer Persönlichkeit ab, von unseren Neigungen und Vorlieben, aber auch von unserer familiären und gesellschaftlichen Situation, von Bildung, Beruf und den damit einhergehenden Möglichkeiten. Zugleich gibt es Glücksfaktoren, die weit über das Persönliche und Individuelle hinausgehen, sogar über kulturelle und ethnische Grenzen hinweg. So ist sich die Glücksforschung einig, dass es für das Glücksempfinden universelle Prinzipien gibt. Wenn die grundlegenden materiellen Bedürfnisse gedeckt sind, spielt beispielsweise Sinn eine wichtige Rolle: Glücklich macht uns, wenn wir unsere Tätigkeiten, unser Dasein als sinnvoll erleben. Auch Gemeinschaft, Frieden und Freiheit sind zentral fürs Glücklichsein.
Aber warum sollten wir uns heute, inmitten vielfältiger Krisen, ausgerechnet dem Thema «Glück» widmen? Diese Frage hat uns in der moneta-Redaktion beschäftigt. Nach anfänglicher Begeisterung für das Thema stand plötzlich die Befürchtung im Raum, es könnte angesichts von Krieg, Energieknappheit, Inflation, erstarkendem Faschismus und fortschreitender Klimakrise irrelevant oder gar zynisch erscheinen, über Glück zu schreiben. Nach angeregten Diskussionen setzte sich schliesslich die Ansicht durch, dass die Frage nach dem Glück und seinen gesellschaftlichen Voraussetzungen heute wichtiger ist denn je. Denn es erfordert viel Kraft, Mut und Entschlossenheit, die vielfältigen Krisen zu bewältigen. Vor allem die Klimakrise wird uns – und unseren Kindern – auch in Zukunft viel abverlangen. Entsprechend oft ist heute von Resilienz, Widerstandskraft, die Rede. Aber was macht uns widerständig? Was stärkt unsere Fähigkeit, belastende Situationen nicht nur auszuhalten, sondern sie auch zum Besseren zu verändern? Ich glaube, es ist die Fähigkeit, Glück zu empfinden. Zu wissen, wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Katharina Wehrli,
Redaktionsleiterin