In der Schweiz muss die Grundversorgung im Zahlungsverkehr gewährleistet sein – «im ganzen Land». Trotzdem ist rund ein Prozent der Bevölkerung von grundlegenden Rechten und Dienstleistungen, wie sie Banken und die Post anbieten, ausgeschlossen.
Was sie leisten kann, was dafür nötig ist, wo sie funktioniert und wo es noch harzt.
Illustrationen: Claudine Etter
Es ist Donnerstag, 11.27 Uhr. Gerade habe ich im Coop an der Selbstbedienungskasse die paar Artikel gescannt, die mir für das Mittagessen noch fehlen. Dieses sollte idealerweise in einer guten halben Stunde auf dem Tisch stehen. Also noch schnell bezahlen, und dann ab nach Hause.
«Karte abgelehnt», meldet mir das Zahlterminal höhnisch, als ich die Debitkarte an das Gerät halte. Echt!? Da war doch noch Geld auf dem Konto. Zweiter Versuch: «Karte abgelehnt!» Das kann nicht sein. Ist die Karte vielleicht defekt? Ich fühle mich einen Augenblick lang entlarvt – wie meist in diesen Situationen. Handy zücken. Dann zahle ich halt mit Twint. Ich öffne die App und stelle fest: Das wird auch nicht gehen. Kontostand zu tief und Aufladen dauert drei Tage. Mit Herzklopfen krame ich schliesslich die Kreditkarte hervor – meine letzte Hoffnung. «In Verarbeitung» meldet mir das Zahlterminal und kurz darauf: «Zahlung erfolgreich».
In der Schweiz muss die Grundversorgung im Zahlungsverkehr gewährleistet sein – «im ganzen Land». Trotzdem ist rund ein Prozent der Bevölkerung von grundlegenden Rechten und Dienstleistungen, wie sie Banken und die Post anbieten, ausgeschlossen.
Was finanzielle Inklusion genau ist, warum es sie braucht und was sie tatsächlich bringt. Ein Überblick.
Mehr Menschen an sicheren Finanzleistungen teilhaben zu lassen, hilft weltweit, Armut zu bekämpfen. Aber der Zugang zu Konten oder Krediten allein reicht nicht. Es braucht auch Finanzbildung. Wie Banken dabei wichtige Akteure sein können, zeigen zwei Beispiele aus Bangladesch und Paraguay.
Mikrofinanzierungen sind auch in der Schweiz wichtig. Das zeigt die Nachfrage nach den Finanzierungs- und Beratungsangeboten des Vereins Go! und der Stiftung Arbeitsrappen. Denn auch wer in der Schweiz ein Kleinunternehmen gründen will, verfügt nicht immer über das nötige Eigenkapital.
Immer mehr Finanzdienstleistungen werden digital angeboten. Für Menschen mit Behinderungen eine Chance, Freiheit und Selbstbestimmung zurückzugewinnen – wenn ihnen denn keine digitalen Hürden in den Weg gelegt werden.
In Kenia hat M-Pesa den Alltag für Millionen von Menschen revolutioniert. Das mobile Bezahlsystem erleichtert insbesondere Frauen den Zugang zu finanziellen Mitteln. Einen grossen Nutzen zieht allerdings auch die Anbieterin selbst.
In der Kultur Eritreas ist es verpönt, Schulden zu machen. Auch wenn sie in der Schweiz leben, nehmen Eritreerinnen und Eritreer deshalb lieber keinen Kredit auf. Nicht einmal, um eine Firma zu gründen. Das macht aus unternehmerischer Sicht wenig Sinn, findet Nahom Mehret.
Direkte Investitionen in Firmen und Projekte erzielen eine grössere soziale und ökologische Wirkung, als wenn dies via Börse geschieht. Eine Pionierrolle bei diesem Impact-Investing spielt die Verleihung von Mikrokrediten an Kleinstunternehmen in Schwellenländern.
Die junge Inderin Meghana arbeitete als Tagelöhnerin, bis ihr ein Kredit von 550 Franken eine neue Perspektive eröffnete.
* Auf Diskretionswunsch von Meghana nennen wir ihren Nachnamen nicht.
Wie eng sind Mikrofinanz und werteorientierte Banken miteinander verbunden? Und sind Mikrokredite als Bankdienstleistung nur im globalen Süden relevant?