Man braucht meist den englischen Begriff: «Financial inclusion» (deutsch: finanzielle Inklusion) meint die Verfügbarkeit von finanziellen Dienstleistungen für alle und deren Nutzung durch möglichst viele. Sie gilt als wichtiger Hebel zur Armutsbekämpfung und zur Verbesserung der Lebensqualität. Die Bezeichnung hat im halboffiziellen Sprachgebrauch der internationalen Entwicklungs- und Finanzcommunity den engeren Begriff des «Mikrokredits» abgelöst. Mit der Erweiterung der Angebotspalette an Finanzdienstleistungen, die Mikrofinanzinstitutionen anbieten, wurde zunächst die Bezeichnung Microfinance üblich, die schliesslich zunehmend durch Financial Inclusion ersetzt wurde. Vor allem weil internationale Institutionen diesen neuen Begriff prägten und bevorzugten. Für manche dieser Institutionen ist finanzielle Inklusion inzwischen auch gleichbedeutend mit Zugang zum Digitalen, so gibt es die «G20 High-Level Principles for Digital Financial Inclusion».
Eine Erfolgsgeschichte dank Mobile Money
Wie auch immer man es anschaut, ist die finanzielle Inklusion zunächst einmal eine grosse Erfolgsgeschichte: 2011 hatten noch 2,5 Milliarden Menschen kein Bankkonto, heute sind es trotz steigender Bevölkerungszahlen 1,4 Milliarden – man nennt sie im Englischen auch «the unbanked». Das hat vor allem mit der Verbreitung von Internet und Handys zu tun, die auch in Entwicklungsländern einfache Zugänge zu Finanzdienstleistungen schaffen. Die Weltbank schätzte 2016, dass acht von zehn Erwachsenen in den Entwicklungsländern ein Handy besitzen, das heisst also auch diejenigen am unteren Rand der Wirtschaftspyramide. Tatsächlich haben mehr Haushalte in Entwicklungsländern Zugang zu einem Handy als zu Strom oder guten sanitären Anlagen. In der Elfenbeinküste und im Senegal liegt der Anteil der Erwachsenen mit einem Mobile-Money-Konto bei über 30 Prozent, in Gabun sogar bei über 40 Prozent. Aber nach wie vor haben viele Menschen, obwohl sie über ein Mobile- oder ein Bankkonto verfügen, keinen Zugang zu weiteren Finanzdienstleistungen wie Krediten,
Versicherungen oder Rentenprodukten. So hatten laut Weltbank 2017 etwa 42 Prozent der Erwachsenen weltweit keine Möglichkeit, einen formellen Kredit aufzunehmen.