Immer mehr Banken bieten Nachhaltigkeitsfonds an. Viele dieser Fonds sind aber überhaupt nicht nachhaltig. Dies zeigte unter anderem eine Studie von Greenpeace vor zwei Jahren, welche auf die Klimafreundlichkeit fokussierte. In den meisten Fällen würden Anlagefonds, die mit einschlägigen Kriterien zu ESG (Evironment, Social, Governance) werben, sich kaum von traditionellen Fonds unterscheiden, bemängelte die Umweltorganisation damals (vgl. moneta 3/2021).
Einzelne Banken gehen deshalb einen Schritt weiter und setzen auf wirkungsorientiertes Anlegen oder, neudeutsch, Impact-Investing: «Es geht darum, mit dem investierten Geld eine direkte soziale und ökologische Wirkung sowie eine finanzielle Rendite zu erzielen», sagt Christine Meier von der Vermögensverwaltung der Alternativen Bank Schweiz (ABS). Investitionen, die einem Unternehmen oder einem Projekt neu zufliessen, erzielen eine direkte Wirkung. Wer dagegen Aktien und Obligationen an der Börse kauft, erreicht eine indirekte Wirkung, weil das Geld bloss dem Handel zwischen den Geldgeberinnen und -gebern dient. Durch ein aktives Engagement mit Unternehmen kann aber eine direkte Wirkung erzielt werden, sofern der Dialog zu einer positiven Veränderung führt.
Wege aus der Armut öffnen
Eine Pionierrolle beim wirkungsorientierten Anlegen spielt die Mikrofinanz vorwiegend in Schwellenländern: Mikrofinanzinstitute verleihen kleine Kredite an lokale Unternehmerinnen und Unternehmer überwiegend in ländlichen Gebieten, die keinen Zugang zum traditionellen Bankensystem haben. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet war Muhammad Yunus in Bangladesch. In den Siebzigerjahren begann er, Mikrokredite an haushaltsbasierte Unternehmen zu verleihen, und gründete später die Grameen Bank. 2006 erhielt er für sein Engagement den Friedensnobelpreis.
Heute in diesem Bereich tätig ist zum Beispiel die Enabling Qapital mit Sitz in der Schweiz. Über einen speziellen Anlagefonds finanziert sie 126 Mikrofinanzinstitute in 45 Ländern. Gemeinsam erreichen diese 12 Millionen Endkundinnen und -kunden, wie Roger R. Müller, Managing Partner von Enabling Qapital, erläutert. «Der grösste Markt ist dabei Indien. Dieser Staat hat 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner – mehr als ganz Afrika!», sagt Müller.
Verliehen werden meist Kredite von ein paar Hundert Dollar an Kleinunternehmerinnen wie die junge Inderin Meghana* (vgl. separaten Artikel). Sie kaufte sich von ihrem Mikrokredit eine Kuh, um Milch zu produzieren und an eine Kooperative zu verkaufen. Im landwirtschaftlichen Bereich können auch Kredite für Schafzucht oder für Saatgut erteilt werden. Darüber hinaus sind auch Finanzmittel für das Betreiben einer Manufaktur, eines Dienstleistungsbetriebes oder eines kleinen Kiosks möglich. Primäres Ziel von Mikrokrediten ist es, die Armut in Schwellenländern wie Indien, Ecuador oder auch vielen afrikanischen Staaten zu bekämpfen und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
75 Prozent der Personen, die einen solchen kleinen Kredit erhalten, sind Frauen. «Das formelle Bankensystem übergeht Frauen in vielen Ländern», erklärt Müller. Weil sie angeblich zu wenig Sicherheiten böten und häufig im informellen Sektor tätig seien. Männer arbeiteten eher in traditionellen Jobs. Zugleich betont er, dass Mikrofinanzinstitute mit Frauen im Durchschnitt bessere Erfahrungen gemacht haben, weil diese tendenziell längerfristig planen würden. Die Enabling Qapital wählt die Mikrofinanzinstitute sorgfältig aus und besucht sie zu diesem Zweck vor Ort. Ein wichtiges Kriterium dieser Prüfungen sei unter anderem, wie hoch die verlangten Zinsen seien und ob es Bildungsangebote in Finanzwesen für die Kreditnehmenden gebe, so Müller.