Vegetarisch oder vegan essen ist im Trend. Immer mehr Menschen, vor allem junge, verzichten auf Fleisch oder ganz auf tierische Produkte: Während für die einen der Schutz des Klimas und der natürlichen Ressourcen im Vordergrund steht, überwiegt bei anderen das Mitleid mit den Tieren. Denn Rinder, Schweine oder Hühner verbringen ihr kurzes Leben oft unter nicht artgerechten, manchmal grausamen Bedingungen, bevor sie auf unseren Tellern landen. Mit der Massentierhaltung hat das jahrtausendealte Verhältnis von Menschen und Nutztieren einen Tiefpunkt erreicht: Mehr Ausbeutung als in der sogenannten industriellen Tierproduktion geht nicht.
Bedeutet der Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung, dass sich gerade etwas ganz Grundsätzliches in diesem Verhältnis ändert? Erleben wir den Anfang einer Entwicklung hin zu einem respektvolleren, weniger ausbeuterischen Umgang mit Tieren? Diese Frage stellte moneta Friederike Schmitz. Die Philosophin und Tierethikerin erklärt im Interview, warum die Transformation von Landwirtschaft und Ernährung auf systemischer Ebene angegangen werden muss und es jetzt politische Weichenstellungen braucht. Eine solche steht in der Schweiz im kommenden Herbst an, wenn die Volksinitiative «Keine Massentierhaltung in der Schweiz» zur Abstimmung kommt. Der Vorstoss verlangt die Abschaffung der industriellen Tierproduktion innerhalb der Landesgrenzen und will höhere Tierschutz-Standards in der Verfassung verankern.
Eine wachsende Anzahl Landwirtinnen und Landwirte setzt solche Standards aber bereits um. Etwa Christian Hofer: «Wir sind mit der Ausbeutung der Tiere zu weit gegangen», sagt der Waadtländer Landwirt in dieser moneta mit Blick auf die Massentierhaltung. Hofer erprobt neue Anbaumethoden für eine regenerative Landwirtschaft und produziert Weidebeef aus Mutterkuh-Haltung. Einen Schritt weiter gehen Bäuerinnen und Bauern, die ihre Betriebe auf vegane Landwirtschaft umstellen. Viele von ihnen werden von Sarah Heiligtag unterstützt: Die Ethikerin und Agronomin hat in den vergangenen Jahren rund 70 Betriebe bei der Umstellung beraten. moneta hat sie zu einem dieser Gespräche begleitet.
Was würde es bedeuten, wenn die Schweizer Landwirtschaft in grossem Stil von der Fleisch- und Milchwirtschaft wegkäme und auf den Anbau von pflanzlichen Proteinen setzte? Ginge das überhaupt? Was bräuchte es dafür? Antworten darauf finden Sie in dieser moneta.
Katharina Wehrli,
Redaktionsleiterin