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Konzerne zu Nachhaltigkeit bewegen

Die Mitgliedschaft bei der Vereinigung Actares ist für die ABS ein zentrales Instrument, um in Dialog mit grossen Schweizer Unternehmen zu treten. Die Non-Profit-Organisation betreibt sogenanntes «Engagement» gegenüber Konzernen und versucht so, sie zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Aber wie funktioniert das genau? Die wichtigsten Fragen und Antworten geben die Co-Geschäftsleitung von Actares, Karin Landolt und Roger Said.


Beitrag der ABS
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Vorstand und Geschäftsstelle: Matthias Dellsperger (GS), Karin Landolt (GS), Rolf Kurath (Präsident), Caroline Boutillon-Duflot (VS), Beat Honegger (VS), Mariane Meyer (VS), Robert Jenefsky (VS), Roger Said (GS)
Foto: Sigfredo Haro

Wer ist und was tut Actares?
Wir versorgen unsere Mitglieder mit Abstimmungsempfehlungen. Die meisten von ihnen haben Aktien von grossen Schweizer Konzernen und wollen neben einer Dividende auch sehen, ob der Konzern seine Hausaufgaben bezüglich Nachhaltigkeit macht. Wir richten die Empfehlungen nach strengen Nachhaltigkeitskriterien aus. Unsere Mitglieder müssen nicht selbst herausfinden, wie verantwortungsvoll die Unternehmen wirtschaften, in die sie investiert haben. Actares-Mitglieder können ihre Stimmen auch direkt an uns delegieren und sich darauf verlassen, dass ihre Stimme an der Generalversammlung gut vertreten ist. Wir laden unsere Mitglieder auch regelmässig zu Netzwerkanlässen ein und veranstalten öffentliche Foren. Auch suchen wir aktiv den direkten Dialog mit Spitzenvertreterinnen und -vertretern der Konzerne.
Was nützt Actares?
Anlegerinnen und Anleger sparen viel Zeit mit Abstimmungsentscheiden und können unser Netzwerk von Gleichgesinnten nutzen. Wir vertreten sie auch mit Öffentlichkeitsarbeit, indem wir die Konzerne mit konkreten Forderungen daran erinnern, nicht nur über Nachhaltigkeitsziele zu reden, sondern auch danach zu handeln. In diesem Sinne verstärken wir, als durchaus wirtschaftsfreundliche Organisation, den Appell aus der Gesellschaft an die Wirtschaft, ihren Hebel für Fairness, Umwelt, Menschenrechte und gegen den Klimawandel einzusetzen.
Was sind die Meilensteine und Erfolge?
Als Actares vor über 20 Jahren gegründet wurde, wurden wir von den Konzernen belächelt oder schlichtweg ignoriert. Inzwischen haben die Konzerne erkannt, dass sie mit uns zwar einen kritischen, aber konstruktiven Dialog führen und ihr Handeln überprüfen können. Heute öffnet man uns die Türen, hört uns zu und lässt sich auf Diskussionen ein. Wir und – was noch wichtiger ist – unsere Anliegen werden an den Generalversammlungen ernst genommen. So ermöglichten wir 2019 fruchtbare Gespräche zwischen Credit Suisse und Vertretern der Zivilgesellschaft von Mosambik im Zusammenhang mit dem Milliardenkredit-Skandal von 2015.
Was verbindet die ABS und Actares?
Wir halten gleiche Werte hoch: verantwortungsvolles Investieren und Anlegen als Haltung. Die ABS seit über 30 Jahren, Actares seit über 20 Jahren. Die ABS ist seit vielen Jahren Mitglied von Actares.
Was ist der Unterschied zwischen Actares und Ethos?
Actares ist eine Non-Profit-Organisation, die sich mit Mitgliederbeiträgen und Spenden finanziert und in erster Linie individuelle Anlegerinnen und Anleger vertritt. Ethos ist eine Stiftung, die eine Aktiengesellschaft kontrolliert, über die sie auch Vermögensverwaltung und -beratung anbietet. Zielgruppe von Ethos sind institutionelle Anleger wie etwa Pensionskassen.
Was sind aktuell die grössten Herausforderungen?
Zurzeit beschäftigt uns etwa die Frage, ob Generalversammlungen auch künftig noch physisch stattfinden und was sich im negativen Fall ändern würde. Es ist entscheidend, dass wir die Stimme erheben und dabei den Spitzenvertreterinnen und -vertretern der Konzerne in die Augen sehen können. Auch der direkte Austausch mit Kleinaktionärinnen und -aktionären ist wichtig: Nur mit einer Veranstaltung vor Ort können wir den Puls des Aktionariats fühlen. Zudem wären die Stimmrechtsdelegationen an uns – also ein wichtiger Service von Actares – gefährdet, wenn Generalversammlungen nur noch schriftlich oder digital durchgeführt würden. Dies alles sind Einschränkungen der Aktionärsrechte, gegen die wir ankämpfen. 
Ein weiteres wichtiges Thema ist, dass Unternehmen sehr viel in die Selbstdarstellung investieren, es aber nicht immer einfach ist, herauszufinden, wie viel Substanz dahintersteckt (Stichwort «Greenwashing»).
Wie kann man sich beteiligen?
Mit einer Mitgliedschaft unterstützt man unsere Anliegen und profitiert gleichzeitig von Dienstleistungen. Zudem können sich Mitglieder in einer Arbeitsgruppe, die sich intensiv mit einzelnen Konzernen auseinandersetzt und mit ihnen in Dialog tritt, engagieren. Unsere Arbeitsgruppen fokussieren zurzeit auf die grössten Unternehmen der Pharma-, Finanz- und Versicherungsindustrie sowie speziell auf die Unternehmen Nestlé und LafargeHolcim. Auch bauen wir gerade eine übergeordnete Arbeitsgruppe Klima auf. Und selbstverständlich sind Spenden und Legate sehr willkommen, damit wir unseren Auftrag gründlich und langfristig erfüllen können.

ABS und Actares offerieren ABS-Kundinnen und -Kunden eine kostenlose Jahresmitgliedschaft im Wert von 80 Franken (Paare 120 Franken).

abs.actares.ch

Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung

Gründungsjahr: 2000 
Mitglieder: > 1100 
Ehrenamtliche Arbeitsstunden pro Jahr: 
ca. 2000 durch rund 30–40 Arbeitsgruppenmitglieder.
Fünf Arbeitsgruppen recherchieren ganzjährig über die Tätigkeiten der Konzerne UBS, CS, Roche, Novartis, Swiss Re, Zurich, Nestlé und Holcim

Präsident: Rolf Kurath 
Geschäftsstelle: Bern
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