Für Anik Thaler ist klar: «Wir müssen mehr pflanzliche Proteine konsumieren.» Die 23-jährige ETH-Agronomiestudentin hat ein Start-up gegründet, das Bio-Hummus herstellt. Hummus sei sehr gefragt, doch bei den herkömmlichen Produkten kämen alle Rohstoffe – der wichtigste sind Kichererbsen – aus dem Ausland. Das habe sie gestört. Also hat sie eine neue Mixtur entwickelt, die auf in der Schweiz angebauten Pflanzen basiert und beispielsweise Sesam durch Sonnenblumenkerne ersetzt. Von Biobauer Lukas Weidmann bezieht sie Kichererbsen. Hergestellt wird die Paste bei der Zürcher Metzgerei Angst. «Die haben genau die richtigen Maschinen», erzählt Anik Thaler mit einem Schmunzeln. Kaufen kann man ihren Schweizer Hummus in Bio- und Alnatura-Läden.
Für Pflanzenfood besteht in der Schweiz riesiges Potenzial. Denn heute werden weniger als 40 Prozent des pflanzlichen Essens im Inland erzeugt. Ganz anders beim Fleisch: Hier produzieren die Schweizer Bäuerinnen und Bauern satte 80 Prozent der Menge. Die Fleischproduktion beansprucht auch den Grossteil des Schweizer Ackerlandes. Auf 60 Prozent der Ackerfläche werden Futterpflanzen wie Mais, Gerste oder Futterweizen angebaut. Damit werden vor allem Schweine und Hühner gemästet, von denen der grösste Teil des konsumierten Fleisches stammt. Zusätzlich wird für die Fleischproduktion viel Kraftfutter aus dem Ausland eingeführt. Dabei wäre es nur schon aus Effizienzgründen sinnvoller, auf den Äckern menschliche Nahrung anzubauen. Werden die Pflanzen direkt vom Menschen konsumiert, lässt sich mit derselben Fläche ein Vielfaches der über den Umweg der Fleischproduktion erzeugten Nahrungsmittel herstellen.
Daniel Bütler ist freier Journalist und Texter in Zürich.
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