Knappheit

Knappheit: Wo und warum sie entsteht, wie sie erlebt wird, was sie bewirkt und wie sie überwunden werden könnte.

Illustrationen: Claudine Etter

Moneta # 4-2023
Editorial

Nicht knapp an Facetten

Vieles scheint knapp zu sein in diesen Zeiten: Boden, Wasser, Energie, Zeit, Fachkräfte oder soziale Kontakte und natürlich immer wieder auch das Geld. Entsprechend häufig begegnet einem der Begriff «Knappheit» in den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatten. 

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Was aber bedeutet Knappheit genau? Der Begriff ist facettenreicher, als man vielleicht im ersten Moment denkt: Knappheit ist zunächst einmal ein ökonomisches Prinzip, wonach es nicht von allen Gütern genug gibt, um sämtliche Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Gemäss diesem ­Prinzip ist es Aufgabe der Wirtschaft, die begrenzt vorhandenen Güter zu verteilen. Weiter drückt Knappheit verschiedene Er­fah­rungen aus: beispielsweise, dass etwas gerade noch in genügender Menge vorhanden ist oder dass wir weniger haben, als wir meinen zu brauchen. Dies wiederum kann auch «nur» die Abwesenheit von Überfluss bedeuten (etwa, wenn jemand wegen drohender ­Energieknappheit die Heizung herunterdrehen muss von T-Shirt-heiss auf pulloverwarm). Für andere hingegen bedeutet  Knappheit Mangel. Für Menschen nahe an der Armutsgrenze – unter- und oberhalb – bedeutet etwa Geldknappheit, dass sie sich auch Lebensnotwendiges nicht mehr leisten können. Noch einmal eine andere Bedeutung hat Knappheit auf dem politischen Parkett. Um beim Beispiel der Geldknappheit zu bleiben: So scheint die reiche Schweiz immer wieder genau daran zu leiden, beispielsweise wenn es um Sozialausgaben geht. Gleichzeitig sind aber Milliarden von Franken für die Rettung von Unternehmen vorhanden. Also ist doch Geld da – und Knappheit nur eine Frage der politischen Perspektive?
Eine differenzierte Auseinandersetzung mit «Knappheit» scheint angebracht. In dieser moneta widmen wir uns daher dem Begriff als solchem und nähern uns auch über konkrete Beispiele an: über die Knappheit von natürlichen Ressourcen, wie jener des Bodens, aber auch die Knappheit von immateriellen Gütern wie der Zeit. Die Beiträge zeigen auf, wie und warum Knappheit entsteht und wie sie erlebt wird, was sie bewirkt und wie sie überwunden werden könnte.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.


Simon Rindlisbacher,
Co-Redaktionsleiter

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