Internationale Konzerne und Staaten wie China sichern sich in Afrika Ackerflächen, um dort Lebensmittel für den Export anzubauen. Die industrielle Landwirtschaft ihrerseits laugt die Böden aus, sodass sie nach wenigen Jahren unfruchtbar sind. Anderswo bedroht der Abbau von Bodenschätzen und fossiler Energie die Bodenfruchtbarkeit. Klar, dass solche Wirtschaftszweige für die ABS tabu sind. Dafür sorgen allein schon die Ausschlusskriterien, die etwa Investitionen in standardisierte Massentierhaltung oder Monokulturen untersagen. Auch Projekte wie Pipelines, Minen, Kraftwerke und Staudämme, die dem Boden irreversible Schäden zufügen können, sind in den Ausschlusskriterien der ABS explizit aufgeführt.
Zersiedelung als Hauptproblem
Im Inland sind die Böden ebenfalls unter Druck. Im Bereich Landwirtschaft fördert die ABS bewusst den nachhaltigen und damit bodenschonenden Anbau. Besonders dramatisch ist hierzulande der Verlust an offenem Land durch die Zersiedelung. Seit 1985 haben die Siedlungsflächen in der Schweiz um 31 Prozent zugenommen, während die Landwirtschaftsflächen um 7 Prozent zurückgingen. Die Gründe: Die Wohnbevölkerung steigt, ebenso ihr Anspruch auf Wohnfläche – seit 1960 hat sich die Wohnfläche pro Person verdoppelt.
Um mit ihren Krediten diesen Trend nicht weiter anzuheizen, hat die ABS 2012 einen Zersiedelungsrechner entwickelt. Trifft eine Finanzierungsanfrage ein, wird analysiert, ob durch das Projekt die Siedlungsfläche steigt, ob die Streuung der Siedlung zunimmt – was häufig neue Verkehrswege erfordert und noch mehr Boden versiegelt – und ob die Ausnutzung der Siedlungsfläche verbessert wird. «Diese Analyse hilft uns, zu beurteilen, wie nachhaltig ein Bauprojekt in Bezug auf die Ressource Land ist», sagt Peter Nardo, Segmentsleiter Immobilienfinanzierung bei der ABS. Allerdings werde jedes Objekt individuell betrachtet. Werde etwa ein Gewerbeareal neu für Wohnobjekte umgestaltet, brauche es andere Ansätze, um die Nachhaltigkeit zu beurteilen. «Eine weitere Komponente ist, auch die soziale Nachhaltigkeit angemessen zu berücksichtigen», sagt Nardo und meint damit, dass der grosse Mangel an günstigem Wohnraum in das Spannungsfeld einbezogen wird. Das macht ein Abwägen zwischen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit nötig.
Analysetools erleichtern Entscheide
Die ABS finanziert keine Liegenschaften im Ausland. Im Inland sind neben dem traditionellen gemeinnützigen Wohnungsbau auch private Ein- und Mehrfamilienhäuser als Kreditobjekte möglich. Besonders gern unterstützt die ABS dabei Sanierungen. «Diese haben ein beträchtliches Wirkungspotenzial, wenn von der Ölheizung auf erneuerbare Energie gewechselt oder in die Wärmedämmung investiert wird», erklärt Nardo. Seit einem Jahr ist die ABS Fachpartnerin von eValo, einem Analysetool für energetisches Sanieren. Das Instrument zeigt die Sanierungsmassnahmen und deren Kosten auf und wie sich dadurch CO2-Emissionen reduzieren lassen. Obwohl Projekte häufig schon weit gediehen sind, wenn sie bei der ABS zur Finanzierung eingereicht werden, bringt die ABS Vorschläge zur Verbesserung der Bauökologie oder zu weiteren Möglichkeiten wie beispielsweise Regenwassernutzung, Ladestationen für E-Bikes oder die Möglichkeit von autofreiem Wohnen ein.
Gemeinden sollen sich mehr absprechen
Die ABS ist damit auf dem richtigen Weg, bestätigt Damian Jerjen, Direktor von EspaceSuisse, dem Verband für Raumplanung. Die 2014 in Kraft getretene Revision des Raumplanungsgesetzes brachte auch Hebel gegen zu grosse Bauzonen, die seither teilweise wieder zu Landwirtschaftsland werden. Ein Problem, das mit der Revision angegangen wurde, ist auch die Hortung von Bauland: wenn also Parzellen in der Bauzone während Jahrzehnten nicht bebaut werden und stattdessen dieselbe Gemeinde neues Bauland einzont. «Gleichzeitig verlangt das Gesetz, die qualitätvolle Verdichtung nach innen zu fördern», erklärt Jerjen. Das umzusetzen, sei besonders anspruchsvoll: «Auf der grünen Wiese zu bauen, ist viel einfacher, als im bebauten Raum etwas zu verändern und womöglich von Einsprachen gebremst zu werden.»
Immerhin zeigt die letzte Arealstatistik des Bundes, dass das neue Raumplanungsgesetz langsam wirkt. So wuchs dieSiedlungsfläche etwas langsamer als die Bevölkerung. «Zwar ist unser Flächenbedarf für das Wohnen nach wie vor sehr hoch. Doch wir bauen zunehmend in die Höhe und nutzen bestehende Siedlungsflächen besser», bilanziert Jerjen.
Dass die Zersiedelung dennoch voranschreitet und in den letzten zehn Jahren zweimal die Fläche des Zürichsees zubetoniert wurde, hat auch mit dem Schweizer Föderalismus zu tun: Statt sich abzusprechen, wo in einer Region Siedlungsgebiete und wo Arbeitszonen entstehen, entwickelt jede der 2000 Schweizer Gemeinden Siedlung und Strassen zuerst einmal für sich; dies, obwohl die politischen Grenzen für Bevölkerung und Wirtschaft längst nicht mehr wichtig sind. «Das bedeutet, dass nicht nur Wohn- und Arbeitsraum, sondern auch die dazugehörenden Infrastrukturen unkoordiniert entstehen und damit übermässig Boden verbrauchen», erklärt Jerjen. Werde die Entwicklung hingegen regional koordiniert, seien auch neue Formen von Nutzungen denkbar: «Der Tech-Cluster auf dem ehemaligen Areal des Küchenherstellers V-Zug mitten in der Stadt Zug beispielsweise zeigt, dass ein neuer Nutzungsmix möglich ist, der Produktion, Dienstleistungen und Wohnen nebeneinander ermöglicht, dabei Flächen spart und den Verkehr reduziert.»