Mitarbeitende sollen nicht ausbrennen
Aktuell verfügt Solina über 510 Vollzeitstellen, davon entfallen 336 auf die Pflege, Betreuung und Aktivierung. «Damit liegen wir aktuell 16 Vollzeitstellen über dem Soll, das der Kanton für die Betreuung vorschreibt», sagt Bhend. Diese an sich gute Nachricht müsse aber relativiert werden: «In einzelnen Teams kommt es immer wieder zu Vakanzen, die oft nicht nahtlos mit qualifizierten Fachkräften besetzt werden können.» Gefüllt werden die Lücken mit temporären Arbeitskräften. Das verursacht Mehrkosten und führt wegen der häufigen Ein- und Austritte zu Unruhe im Team und bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. Um den Anteil an Temporärkräften zu reduzieren, habe man im Bereich der Pflege einen Personalpool mit etwa zehn Festangestellten gebildet, die flexibel in den verschiedenen Teams eingesetzt werden. Und als gemeinnützige, nicht gewinnorientierte Stiftung verzichte Solina auch mal darauf, ein Pflegebett zu besetzen, wenn zu wenig Personal verfügbar sei: «Wir möchten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ausbrennen lassen.»
Selbst eine vorbildliche Arbeitgeberin wie Solina ist also vor dem Pflegenotstand nicht gefeit. «Vor ein paar Jahren war es schwierig, studierte Pflegefachkräfte anzuwerben. Heute fehlt das Personal aber auch auf den Stufen Fachangestellte Gesundheit (FaGe) und Pflegeassistenz», führt Bhend aus. Die Gründe sind vielfältig, und nicht alle kann der Betrieb beeinflussen: Die Arbeit in der Langzeitpflege ist psychisch und physisch anstrengend, Schichtarbeit zunehmend unbeliebt, die Entlöhnung im Vergleich zu den Spitälern tiefer. Ausserdem ist die Zahl der Ausbildungsplätze beschränkt, und auch die Ausbildung selbst trägt laut Bhend dazu bei, falsche Erwartungen zu schüren: «Sie fokussiert auf Akutpflege, während bei uns anstelle von Medizinaltechnik zum Beispiel eher kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit Menschen mit Demenz gefragt sind.» Das führe manchmal dazu, dass neue Mitarbeitende enttäuscht seien, weil sie das Gelernte nicht anwenden können. Die Personalknappheit betreffe aber beileibe nicht mehr einzig die Pflege, sondern auch Gastronomie und Hauswirtschaft: «Der Markt ist seit der Corona-Pandemie sehr dynamisch,
und es ist schwierig, genügend qualifizierte Menschen zu erreichen.» Bei Solina setzt man bei der Personalsuche stark auf Social Media:«Der Grossteil der Bewerberinnen und Bewerber wird über soziale Medien oder persönliche Empfehlungen auf uns aufmerksam.» Ein Stelleninserat zu schalten, reiche heute nicht mehr, ist Bhend überzeugt.
Ein Ort, an dem gelebt wird
Die Stiftung Solina betreibt drei Alters- und Pflegeheime in Spiez und Steffisburg mit aktuell 389 Plätzen. Das Angebot reicht von der klassischen Geriatrie bis zur Betreuung von Demenzkranken sowie älteren Menschen mit komplexen psychischen Erkrankungen, Suchtproblemen und geistigen sowie körperlichen Einschränkungen. Zusätzlich bietet die Stiftung etwa 100 betreute Wohnungen an für Menschen, die selbstständig leben und bei Bedarf Zusatzleistungen wie Mahlzeiten- oder Reinigungsdienst in Anspruch nehmen möchten. Die Institutionen seien offene Häuser, sagt Bhend. So finden an allen Standorten öffentliche Anlässe wie Konzerte und Vorträge für Menschen aus allen Altersschichten statt. «Wir sind ein Ort, an dem nicht nur gestorben, sondern vor allem gelebt wird.»
Für die Finanzierung der Hypotheken setzt Solina seit zehn Jahren auf die Alternative Bank Schweiz. «Die ABS übernimmt 55 Prozent unserer Fremdfinanzierung und ist damit unsere Hauptfinanzierungspartnerin», erklärt Bhend. Für die ABS habe man sich entschieden, weil die Bank einerseits für einen Betrieb dieser Grösse attraktive Konditionen anbiete und andererseits ähnliche soziale und gemeinnützige Werte vertrete. «Die Zusammenarbeit verläuft sehr partnerschaftlich», lobt Bhend.