Transparenz

Mehr Transparenz braucht es in vielen Bereichen der Gesellschaft: Zum Beispiel beim erstaunlich untoten Schweizer Bankgeheimnis oder bei fragwürdigen Geschäften von Konzernen.
Titelbild: Mirjam Wanner

Moneta #2-2018
Editorial

«Das geht dich nichts an!»

Mit diesem Ausruf reagierte eine Bekannte vor einigen Jahren auf meine Frage, wie viel sie denn mit ihrem Kleinunternehmen verdiene. Ich machte mich damals selbstständig und war interessiert am Erfahrungsaustausch mit anderen Freischaffenden. Obwohl einige Jahre her, habe ich ihren empörten Ausruf nicht vergessen – als Ausdruck dafür, wie schwierig es manchmal ist, über Geld zu reden. Gerade in der reichen Schweiz. Dabei wäre mehr Klarheit in Gelddingen oft hilfreich, nicht nur bei individuellen Themen wie Lohn, Familienbudget oder Altersvorsorge, sondern vor allem in Bereichen, die gesamtgesellschaftlich relevant sind. Denn Transparenz ist ja nicht ein Wert an sich, sondern ein Konzept, das für mehr Gerechtigkeit sorgen kann. Um gegen ungerechte oder ausbeuterische Verhältnisse angehen zu können, müssen diese in einem ersten Schritt überhaupt sichtbar gemacht werden.
Ganzes Editorial anzeigenWeniger anzeigen

Wir beleuchten einige Bereiche, in denen mehr Transparenz vonnöten ist, sei es beim Finanzplatz Schweiz, der trotz Abschaffung des Bankgeheimnisses nach wie vor Steuerflucht begünstigt, sei es bei ethisch fragwürdigen oder umweltschädigenden Geschäftsaktivitäten von Konzernen, sei es bei der Parteienfinanzierung in der Schweiz, die auf nationaler Ebene so intransparent ist wie in keinem anderen westeuropäischen Land.
Ich weiss bis heute nicht, wie viel jene Bekannte verdient. Als Kleinunternehmerin ist es auch ihr gutes Recht, das für sich zu behalten. Aber bei Politikerinnen und Politikern, Parteien, Verbänden und bei Firmen, die wegen ihrer Geschäftsfelder öffentliche Interessen tangieren oder wegen ihrer Grösse gar von staatstragender Bedeutung sind, ist es richtig und wichtig, auf Transparenz zu beharren und laut und deutlich zu sagen: «Woher euer Geld kommt, geht alle etwas an!»

Katharina Wehrli, Redaktionsleiterin
Artikel zum Thema

Zwerge wollen Zwerge bleiben

Die meisten Schweizerinnen sind heute wohl überzeugt: Das Bankgeheimnis ist tot. Doch bei genauerem Hinschauen muss man feststellen: Es ist ziemlich lebendig – oder zumindest untot.

20.06.2018 von Dominik Gross

Transparent oder kryptisch?

Oft ist im Zusammenhang mit Kryptowährungen wie Bitcoin von ihrem riesigen Stromverbrauch die Rede. Zudem sind sie für viele bloss ein neues Spielzeug für hemmungslose Spekulation. Welches Potenzial zu mehr Transparenz und Nachhaltigkeit steckt in dem neuen Finanzwerkzeug?

20.06.2018 von Florian Wüstholz

Recherchieren, um Missstände aufzudecken

Die Journalistin ­Alice Kohli wechselte vor drei ­Jahren von der Tages­zeitung NZZ zur NGO Public Eye. Ihre Recherchen sind brisant und anspruchsvoll. Und sie zeigen Wirkung.

20.06.2018 von Esther Banz

Hebel für mehr Nachhaltigkeit

Während Firmen gern einzelne Produkte als nachhaltig bewerben, fehlen oft Informationen zur ökologischen und sozialen Wirkung eines Unternehmens als Ganzes.

20.06.2018 von Pieter Poldervaart

«Geld soll keinen Einfluss auf die Demokratie haben»

Elias Studer hat in Schwyz die Kampagne für die kantonale Transparenzinitiative der Juso geleitet. Und damit im März 2018 einen sensationellen Erfolg erzielt.

20.06.2018 von Armin Köhli

Mit Transparenz zu Gleichheit

Beitrag der ABS
Lohntransparenz soll zu mehr Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern führen. Funktioniert das tatsächlich? Antworten gibt das Beispiel der Alternativen Bank Schweiz.

05.12.2017 von Simon Rindlisbacher