Elias Studer, die ganze Schweiz war überrascht, dass neben Freiburg auch Schwyz die kantonale Transparenzinitiative angenommen hat. Waren Sie es auch?
Elias Studer: Ja, sehr. Wir dachten schon, dass wir nicht schlecht abschneiden würden, weil wir ein wichtiges Thema aufgegriffen hatten. Aber die Parteien ausserhalb der SP waren geschlossen dagegen. Dass in dieser Situation viele Menschen über ihre Vorurteile gegen die Juso hinwegsahen und für unsere Initiative stimmten, ist bemerkenswert.
Was genau legt die Initiative fest?
Die Budgets von Parteien und Organisationen zu kantonalen Abstimmungen und Wahlen müssen offengelegt werden. Ebenso Spenden ab 5000 Franken bei natürlichen und ab 1000 Franken bei juristischen Personen. Und wer für öffentliche Ämter kandidiert, muss die Interessenbindungen offenlegen.
Was hat Sie ursprünglich dazu gebracht, sich bei der Juso zu engagieren und sich dann für die Transparenzinitiative so ins Zeug zu legen?
Als Jugendlicher hat es mich sehr gestresst, dass alle die SVP cool fanden, vor allem an der Schule. Die Ausländer waren untereinander befreundet und die Schweizer untereinander. Die Ausländerfeindlichkeit hat mich immer genervt. Wenn ich etwa erlebt habe, wie eine schwarze Kollegin als «Negerin» angemacht wurde. Dazu kam der Sexismus. Ich hatte immer das Gefühl, ich müsse einer bestimmten männlichen Rolle entsprechen. Das hat mich politisiert. Die Juso bietet auch ein neues Umfeld, in dem du aus der Gesellschaft ausbrechen kannst – megaoffen, megaakzeptierend.
Da ist Parteienfinanzierung ein ziemlich abstraktes Thema.
Klar, da gab es keinen ungemein persönlichen Bezug – aber das Thema kam nicht von aussen. Wir haben einfach gesehen, dass bei Wahlen sehr viel Geld ausgegeben wird. 2015 beispielsweise hatte die SP ein Budget von etwa 100 000 Franken. Davon waren 7000 für die Juso. Die Junge CVP hatte doppelt oder dreimal so viel zur Verfügung, und die CVP ist wahrscheinlich nicht die Partei mit dem meisten Geld. Da wollten wir in einem ersten Schritt einmal hinschauen, wie das Geld fliesst.
Ich stelle mir vor, dass Sie als Juso in Oberarth ein wenig ein Exot sind. Und dann gewinnt so ein Exot plötzlich eine Abstimmung.
Exot ist wohl schon treffend. Aber ich habe mich ja nicht vom Dorf abgekoppelt. Viele Menschen sind eigentlich sehr offen, auch für Argumente, auch für Leute, die abweichen von der Norm. Man muss einfach den Mut haben, sie anzusprechen und mit ihnen zu diskutieren.
Wie haben Sie die Abstimmungskampagne geführt?
Im Kanton Schwyz gibt es keinen Ort, wo du effizient Abstimmungskampf auf der Strasse machen kannst, denn es gibt keine richtigen Zentren. Die Kampagne war deshalb vorab persönlich: Wir haben Postkarten und Whatsapp-Nachrichten verschickt. Im Ausgang haben wir in Bars eigene Bierdeckel verteilt.
Welche Argumente haben überzeugt?
Dass Geld keinen Einfluss auf die Demokratie haben soll. Jede Person soll eine gleich starke Stimme haben. Transparenz ist ein Schritt in diese Richtung: Die Menschen müssen erst mal wissen, wie Geld die Meinungen beeinflusst.
Wie viel hat die Kampagne gekostet?
Insgesamt etwa 14 000 Franken.
Die SP Schweiz hat zusammen mit anderen Parteien und Organisationen eine ähnliche, eidgenössische Initiative* eingereicht. Ihr Tipp für die nationale Abstimmung?
62 Prozent Ja. National stimmen sicher mehr Menschen zu als im konservativen Kanton Schwyz. Und die Gegenseite weiss überhaupt nicht, was sie sagen soll – es gibt schlicht keine guten Argumente dagegen. Was sollen sie denn auf ein Plakat schreiben?