Auch die EU-Kommission ist nach Abschluss des Pariser Klimaabkommens aktiv geworden und hat eine Expertengruppe gebildet, die Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil des Finanzsystems machen soll. Finance Watch berät dieses Gremium, denn Nachhaltigkeit und ein stabiles Finanzsystem bedingen einander: Damit die Kapitalströme so umgeleitet werden können, dass Banken die Klimawende unterstützen, muss das bisherige System der Kapitalallokation überdacht werden. Nachhaltigkeit ist damit auch die Chance, das Finanzwesen auf realwirtschaftlich sinnvolle Investitionen umzulenken, was die Stabilität des Sektors erhöht. Die Kommission schätzt, dass die EU in den nächsten zwanzig Jahren rund 180 Milliarden Euro an zusätzlichen jährlichen Investitionen, insbesondere in saubere Energien, benötigt, um den Anstieg der globalen Temperaturen unter 2 Grad Celsius zu halten.
Rainer Lenz ergänzt: «Es geht nicht darum, dass grüne Finanzprodukte nur einen weiteren Absatzmarkt für Banken bilden, sondern dass Banken ihren eigenen Laden sauber halten. Nachhaltige Produkte anbieten kann nur, wer auch selber nachhaltig ist. Banken müssen ausserdem lernen, dass Finanzierung kein Selbstzweck ist, sondern ein Mittel zur Förderung von Investitionen, die der Gesellschaft als Ganzes nützen.» Das ist ein hochgestecktes Ziel, denn die Bankenlobby bleibt nicht untätig. So schlug sie vor, dass Banken bei der Vergabe grüner Kredite von geringeren Eigenkapitalanforderungen profitieren sollten und sich damit höher verschulden dürften. Dies könnte ihre Stabilität schwächen. Bisher hat sich die Idee, auch dank der Intervention von Finance Watch, in Brüssel nicht durchgesetzt.
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