Basil Bornemann Ernährung ist heute hochgradig entfremdet: Zwischen Produzierenden und Konsumierenden gibt es kaum noch Berührungspunkte. Mich treibt deshalb die Frage um: Wie schaffen wir es, dass die Leute sich wieder mehr für Fragen rund um Ernährung interessieren und engagieren, sodass diese demokratischer wird?
Adrian Müller Ich nerve mich zunehmend über Ernährungsdiskussionen, denn die Lösungen sind längst bekannt – gehandelt wird aber nicht. Wir brauchen Ernährungssysteme, bei denen nur so viel Futtermittel auf dem Acker produziert wird, wie es in gescheiten Fruchtfolgen angezeigt ist. Allein damit wäre schon viel erreicht. Ich möchte auch die Detailhändler mehr in die Pflicht nehmen. Wenn diese sagen, die Nachfrage sei gesetzt – etwa nach Fleisch –, sind sie Teil des Problems, nicht der Lösung. Als Wissenschaftlerfinde ich manchmal: Warum forschen wir eigentlich noch? Wir wissen ja, was die Lösungen sind – und die sollten längst umgesetzt werden!
Urs Niggli Die Landwirte und Landwirtinnen stehen unter wirtschaftlichem Druck, und die Nachfrage nach billigen Lebensmitteln ist gross, das bewirkt das Gegenteil von Vielfalt, nämlich Monopole. Dabei ist Diversität die Lösung – für das Leben im Boden, die Feldfrüchte, das Saatgut, die Landschaft. Es ist längst an der Politik und dem Einzelhandel, zu handeln. Übrigens: Wenn man allein das, was uns die Ernährungswissenschaftler seit 40 Jahren sagen, umsetzen würde, hätten wir zwei positive Wirkungen: Die Ernährung wäre gesünder und ökologischer zugleich.