Endlich war der Augenblick gekommen, und ich sollte Ungersheim besuchen, eines der Paradebeispiele der Transition-Towns-Bewegung. Die Elsässer Gemeinde mit etwas über 2000 Einwohnern setzt auf lokale Lebensmittel- und Energieproduktion. Damit hat sie alte Berufe wiederbelebt, Stellen zurück ins Dorf geholt und gleichzeitig ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert. Ich freute mich schon länger darauf, dieses alternative Wirtschaftsmodell – das in Frankreich enthusiastisch als eine der spannendsten neuen Formen der Lokalwirtschaft beschrieben wird – mit eigenen Augen zu sehen. Doch dann wurden wegen der Corona-Pandemie die Grenzen geschlossen.
Das sollte mich aber nicht davon abhalten, das Thema aufzugreifen. Der Pandemie haben wir schliesslich zu verdanken, dass man sich vermehrt Gedanken über die Lebensweisen von morgen macht. Kommt es zu einer Relokalisierung? Wenn ja, wie wird der Wandel beschleunigt? Zahlreiche Akteure der Schweizer Zivilgesellschaft setzen sich aktiv dafür ein, dass unsere Institutionen die Reduktion der Treibhausgasemissionen ernsthaft vorantreiben, darunter Extinction Rebellion (XR), die Gletscher-Initiative und die Klimastreik-Bewegungen. Andere Initiativen entwickeln neue Formen des Zusammenlebens. Zwar gibt es bei uns noch keine Transition-Towns wie Ungersheim in Frankreich oder Bielefeld in Deutschland, doch allein der Westschweizer Zweig des Netzwerks Transition-Initiativen, der vor etwas mehr als einem Jahr entstanden ist, zählt bereits über vierzig Initiativen.
Was ist die Idee hinter dem Netzwerk? «Lokale Projekte, die schon mehr oder weniger lang existieren, miteinander zu verknüpfen und zusammenzuführen. Wir möchten sie unterstützen, ihnen Sichtbarkeit verleihen und sie aufwerten, um der Gesellschaft, die wir uns erträumen, schneller näher zu kommen», erklärt Sylvie Jungo Ayer, Vorstandsmitglied des Westschweizer Netzwerks.