Der neue Hauptsitz der Swatch Group in Biel öffnet dem Holzbau neue Sphären. Über 240 Meter windet sich das spektakuläre Gebäude. Für das Dach wurden 4600 Holzelemente millimetergenau zu einem Netztragwerk zusammengesteckt. Möglich war die Konstruktion nur dank digitaler Planung und Fertigung. Das «aufsehenerregendste Gebäude, das je in Biel gebaut wurde», trage «das Holz medial in die Welt hinaus», schrieb die Architekturzeitschrift «Hochparterre». Für den preisgekrönten Bau verwendete die Uhrenfirma Schweizer Holz.
Ist dies ein Zeichen dafür, dass sich die Bauwirtschaft bereits ökologisch ausgerichtet hat? So eindeutig ist die Situation nicht. Aber es kommt Bewegung in die Branche. Dazu ist es höchste Zeit. Der Gebäudesektor verursacht laut einer Empa-Studie fast 30 Prozent der Schweizer Treibhausgasemissionen. Zwei Drittel davon stammen vom Betrieb, vor allem von Öl- und Gasheizungen, ein Drittel von den Materialien. Für diese graue Energie ist vor allem der Beton verantwortlich, genauer: der Zement. Die Zementwerke verursachen 9 Prozent der Schweizer CO2-Emissionen, global sind es 6 Prozent. Bei der Dekarbonisierung der Bauwirtschaft kommt Zement, dem meistverwendeten Baumaterial, eine zentrale Rolle zu. Ein Ansatz ist, mehr mit Holz zu bauen. Immerhin wächst es quasi vor unserer Haustür und speichert CO2: rund eine Tonne pro Kubikmeter.
In der Tat ist der Holzbau am Boomen. Etwa jeder siebte Neubau in der Schweiz ist bereits eine Holzkonstruktion, Tendenz steigend. Dank der Digitalisierung habe es einen gewaltigen technischen Schub gegeben, sagt Michael Meuter vom Dachverband der Holzbranche, Lignum. Holzbauten könnten immer besser und präziser konstruiert werden, und dank Vorfertigung sei die Bauzeit kürzer als bei einem Massivbau. «Die Zukunftsaussichten für den Holzbau sind rosig», ist Meuter überzeugt. «Der Baumarkt verlangt Klimaschutz und Energieeffizienz. Da ist Holz das richtige Material.» Treiber für grössere Projekte sind Genossenschaften und die öffentliche Hand. Aber auch Privatunternehmen setzen auf das natürliche Material, nicht zuletzt aus Imagegründen. V-Zug plant ein Holzhochhaus, der Hauptsitz des Zürcher Medienunternehmens TX Group ist eine Holzkonstruktion.