Das Wort Ökozid – zusammengesetzt aus dem griechischen «oikos» (Hausgemeinschaft) und dem lateinischen «occidere» (töten) – bezeichnet die Zerstörung unseres gemeinsamen Zuhauses, der Erde. Rund um den Globus gibt es Bemühungen, den Ökozid als Straftatbestand zu etablieren und eine internationale Gerichtsbarkeit dafür zu schaffen. Damit könnten Menschen, Staaten oder Unternehmen, die das ökologische Gleichgewicht des Planeten gefährden, vor Gericht gebracht und verurteilt werden – was auch eine präventive Wirkung auf globaler Ebene hätte.
Verschiedene nationale Initiativen für eine juristische Anerkennung des Ökozids sorgen in jüngster Zeit für Aufmerksamkeit: In Deutschland blockierten Anfang Oktober Aktivistinnen und Aktivisten von Extinction Rebellion Brücken und Strassen rund um das Berliner Reichstagsgebäude und forderten ein Ökozid-Gesetz. Ebenfalls in diesem Jahr schlug in Frankreich die von der Regierung einberufene Bürgerversammlung Convention citoyenne pour le climat unter anderem ein Ökozid-Gesetz vor. Die auf Menschenrechte spezialisierte französische Juristin Valérie Cabanes ist Mitgründerin der weltweit aktiven Bewegung End Ecocide on Earth und hat sich damit zur Fürsprecherin einer Sache gemacht, die nicht immer auf Verständnis stösst. Sie sei aber geduldig, meint sie: «Bis Mentalitäten sich verändern, braucht es rund 50 Jahre.» Dann trifft es sich gut, dass der Begriff «Ökozid» genau vor 50 Jahren geprägt wurde.