moneta: Spielte die Frage, ob man als Künstlerin oder Künstler ein Auskommen hat, zu Beginn Ihrer Laufbahn eine Rolle?
Katharina Henking: Ich war nie so blauäugig, zu denken, dass ich als Künstlerin viel Geld verdienen würde. Damals gab es in der Schweiz auch noch kaum Ausbildungen für bildende oder freie Kunst. Ich habe die Grafikfachklasse besucht. Grundsätzlich ist es wohl so, dass man sich nicht allzu viele Sorgen in Sachen Geldverdienen macht, wenn man jung ist. Das holt einen mit Wucht später ein.
Karen Moser: Mir war schon bewusst, dass ich wahrscheinlich nebenbei einen Brotjob verrichten muss.
Marcel Meury: Ich war durchaus blauäugig – beziehungsweise ich bin es immer noch. Ich hatte zwar keine Ahnung von einem Markt, aber eine klare Vorstellung, dass ich von meiner Kunst werde leben können.
Und, wie ist die Lage heute?
Marcel Meury: Ich persönlich hätte durchaus so leben können, mit einem Reisschüsselchen irgendwo: wenig Ausgaben und wenig Sicherheit. Aber als ich Vater wurde, realisierte ich: Für mich könnte ich diese Verantwortung leicht tragen, aber ich kann dieses Leben nicht auch noch meiner Tochter auferlegen. Nun habe ich auch einen Teilzeitjob.
Katharina Henking: Bei mir war das auch so. Es gab ja damals in den 1980er-Jahren durchaus diesen Groove des Antikommerziellen. Eine Ausstellung machen und rein gar nichts verkaufen: Das galt als cool. Aber als ich Mutter wurde, stellte sich die Frage nach dem Geldverdienen erstmals mit aller Dringlichkeit. Als ich dann noch alleinerziehend wurde, gab es dann auch Stimmen aus meinem familiären Umfeld, die fanden, jetzt müsse ich halt auf die Kunst verzichten.