Dominik: Wenn nun die ABS ihrerseits eine Grossbank würde – könnte sie ihren Werten dann noch treu bleiben?
Martin: Die ABS kann als Rollenmodell dienen, indem sie als regulierte Bank mit einem umfassenden Leistungsangebot trotzdem anders als andere ihr Geschäft betreibt, nämlich fair, transparent und ethisch reflektiert. Obschon ich überzeugt bin, dass die ABS noch stark wachsen kann, wird sie mit ihrem auf die Realwirtschaft fokussierten Geschäftsmodell nie so gross werden wie eine Grossbank.
Die Klimastreik-Bewegung fordert einen Systemwechsel, aber nur als Plan B. Wie viel Geduld habt ihr Jungen noch?
Anika: Die Art und Weise, wie wir wirtschaften und konsumieren, hat uns die Probleme gebracht, die wir heute haben. Aber anstatt den Kapitalismus als Problem zu beklagen, sollten wir ihn meiner Meinung nach viel mehr als Metapher sehen. Es gibt nicht «den» Kapitalismus mit Adresse, bei dem wir uns beschweren können. Wir alle sind dieses System, unsere kapitalistische Prägung zeigt sich sogar in unserem sozialen Verhalten. Selbst wenn wir von nun an nur noch Elektroautos fahren und Solarstrom beziehen, werden beim heutigen Konsum die Ressourcen im Hinblick auf neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 nicht reichen. Mich würde hier die Meinung der Ökonomen am Tisch interessieren: Seid ihr auch der Meinung, dass wir mit Technologien allein die Klimakrise nicht werden bewältigen können?
Michael: Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir es mittels neuer Effizienztechnologien schaffen werden, denn die Vergangenheit zeigt: Wir werden wohl effizienter, aber der Konsum weitet sich so stark aus, dass die Effizienzgewinne einfach überkompensiert werden. Und unser exzessiver Konsum hat negative Effekte. Das Problem ist das Wachstum. Wachstum lässt sich nicht vom Ressourcenverbrauch abkoppeln – wir müssen uns also überlegen, wie wir vom Wachstum wegkommen. Diese Diskussion wird hierzulande in der Politik noch nicht geführt, weil es hochgradig unpopulär ist, den Leuten zu sagen, dass sie sich einschränken müssen.