Wem gehört der Boden? Wer entscheidet über seine Erschliessung? Das sind die zentralen Fragen, welche die ZAD-Bewegung beschäftigen, über das konkrete Projekt in Clendy-Dessous hinaus: «Die Eigentümer und Immobilienentwickler sind die grossen Gewinner der Stadtplanung. Sie bauen die Stadt und verwalten sie so, dass die Interessen der Reichen, also ihre eigenen, gewahrt sind. Unsere Städte sind hektische, auf den Konsum und den motorisierten Verkehr ausgerichtete Orte geworden, von Männern für Männer gebaut. Wo sollen unsere Kinder spielen? Wo können sich ältere Menschen ausruhen?», fragt Noisette. Hinter ihren kämpferischen Aussagen ist die Sorge darüber zu erkennen, wer über unseren Lebensraum bestimmt. «Unser Wohnraum ist auf die heterosexuelle Familie mit zwei Einkommen zugeschnitten. Unsere Lebensweise wird massiv eingeschränkt von Immobilien, die auf veralteten Vorstellungen basieren und durch den Willen einer sehr dünnen Schicht von Privilegierten aus dem Boden gestampft werden. Wir möchten eine andere Zukunft möglich machen.»
Doch wie schafft man Alternativen, wenn sich weder die Politik noch die Behörden damit beschäftigen? Einige Wohnbaugenossenschaften versuchen, die aktuellen Herausforderungen des Wohnens im urbanen Raum anzugehen. So zum Beispiel Die soziale Wohngenossenschaft «Le Bled» zum Beispiel nahm an der öffentlichen Ausschreibung für Investoren teil, die von der Stadt Lausanne für das riesige Neubauquartier Les Plaines-du-Loup durchgeführt wurde. Das Ziel der Genossenschaftsmitglieder: den Wohnraum der Spekulation entziehen und ihn neuen Lebens- und Haushaltsformen anpassen, den Raum gemeinschaftlich nutzen, Parkplätze aus den Siedlungen verbannen und längerfristig die Nahrungsmittelproduktion durch den Aufbau einer landwirtschaftlichen Genossenschaft wieder lokal gestalten. «Es zeichnet sich ein gewisser Wandel ab. Doch unserer Ansicht nach werden herkömmliche Vorstellungen bei solchen Projekten noch immer nicht infrage gestellt. Es wird betoniert und verdichtet, und die Menschen werden voneinander isoliert! Wenn es um die städtebaulichen Herausforderungen geht, werden die Bewohnerinnen und Bewohner nie einbezogen. Sie können maximal wünschen, dass vielleicht eine tragende Wand verschoben wird. In unseren Augen bleibt der Protest das einzige Mittel, unsere Bedürfnisse nach sozialer und Klimagerechtigkeit zum Ausdruck zu bringen», ist die ZAD-Aktivistin Thimotée überzeugt.