Nach dem ersten Lockdown im Spätfrühling 2020 wurden rund 700 Parkplätze auf einmal aufgehoben. «Die Leute mieden die öffentlichen Verkehrsmittel, und wir befürchteten eine Verlagerung des Verkehrs auf das Auto. Wir mussten schnell handeln, um einerseits die Empfehlungen zum Schutz der Gesundheit zu berücksichtigen und andererseits ein sicheres Fortbewegen mit dem Velo zu ermöglichen. Unser Handeln stiess auf viel Kritik, aber ein grosser Teil unserer Kritikerinnen und Kritiker gestand schliesslich ein, dass die Umgestaltung einer Nachfrage entsprach», freut sich Germond. Der mit der Massnahme gewonnene Raum ermöglichte mehr als 200 Cafés und Restaurants, eine Terrasse zu errichten oder die bestehende Terrasse zu vergrössern, und die Stadt konnte rund 7,5 Kilometer Velowege schaffen. Stadtmobiliar wie Tische, Bänke und Liegestühle sowie Topfpflanzen ergänzten die Umgestaltung einiger Strassen. «Die Bevölkerung nahm diese neuen Begegnungsorte sofort für sich ein und bewies damit, dass eine Veränderung der Nutzung des öffentlichen Raums in dieser Grössenordnung relativ kurzfristig möglich ist», meint Fabien Roland.
Die aus der Pandemie gezogenen Lehren bekräftigen das Fazit einer
Studie des dänischen Stadtplanungsbüros Gehl von Anfang letzten Jahres, wonach Kinder, alte Menschen und Frauen im öffentlichen Raum nicht vorkommen. «Wir haben funktionale Städte gebaut, und die Strassen waren für die Fortbewegung und eine effiziente Müllabfuhr gedacht. Doch was damals seine Richtigkeit hatte, passt jetzt nicht mehr. Die Strassen dienen heute als Parkplatz. Eine absurde Situation. Wenn man bedenkt, dass 46 Prozent der Lausanner Haushalte kein Auto besitzen und die Quote weiter zurückgeht, dann ist es Zeit für einen Paradigmenwechsel», stellt Florence Germond fest.