Die Situation ist dramatisch. Drei Viertel aller einheimischen Fisch- und Krebsarten sind bedroht oder bereits ausgestorben. Genauso über 60 Prozent der Wasserpflanzen. Das Hauptproblem neben Pestiziden aus der Landwirtschaft sind die Verbauungen in Bächen und Flüssen. 1500 Hindernisse versperren den wandernden Fischen den Weg, und Kraftwerke entziehen den Bächen zu viel Wasser. Die Umweltverbände fordern, dass diese Hindernisse beseitigt werden. So steht es seit 2011 im Gesetz. Damals beschloss der Bund, viele Gewässer zumindest teilweise zu renaturieren. Auslöser war eine Volksinitiative des Schweizerischen Fischerei-Verbands.
Bisher wurde aber nur jedes fünfzigste Wasserkraftwerk saniert, bei nicht einmal einem Fünftel hat man mit der Planung begonnen, obwohl die Frist bereits 2030 ablaufen wird. «Das Vorgehen ist viel zu langsam, so erreichen wir das Ziel unmöglich», kritisiert Philipp Sicher, Geschäftsführer des Fischerei-Verbands. Verantwortlich für die Misere sind primär die Kantone, monieren verschiedene Expertinnen und Experten. Doch auch der Bund hat ein Problem: Die verantwortliche Stelle beim BAFU ist unterbesetzt. Die Folge sei ein «Vollzugsstau». «Kantone und Kraftwerksbetreiber müssen bis zu zwölf Monate auf die Beurteilung durch den Bund warten», heisst es beim BAFU.
Das will die Schaffhauser Nationalrätin Martina Munz ändern. «Der Bund untergräbt durch den Personalmangel bewusst seine eigene Gesetzgebung», klagt die SP-Politikerin in einem Vorstoss und will vom Bundesrat wissen, wie er sich zur Situation im BAFU stellt.