Plötzlich sah man in der Schweiz Verwunderliches: Leute, die mitten auf der Autobahn ihr Familienzelt aufstellten und picknickten. Kinder, die in breiten Reihen mit Rollschuhen und Velos auf der Hauptstrasse flitzten. Und eine Woodstock-Ikone, die Folk-Sängerin Joan Baez, die in Montreux auf einem Pferd zu ihrem Konzert ritt. Es war im Jahr 1973 und der gesamte Autoverkehr in der Schweiz stand still. An drei Sonntagen Ende November und Anfang Dezember jedenfalls. Viele Menschen über 50 verbinden heute noch positive Erinnerungen mit diesem Ereignis. Sogar der Autoimporteur Amag sprach kürzlich in einem Rückblick zum Firmenjubiläum von einem «Gaudi auf den Autobahnen» und einer «ausgelassenen Stimmung».
Der Grund für die ausserordentliche Massnahme lag in einer internationalen Krise, ausgelöst durch einen Konflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten. Wegen des Jom Kippur-Kriegs drosselten die erdölexportierenden Staaten ihre Liefermengen, der Ölpreis stieg markant. Um Benzin zu sparen, verordnete der Bundesrat drei autofreie Sonntage in Folge.