Die Tragik der Allmende – was wie ein Titel eines Heimatfilm-Melodrams klingt, ist tatsächlich ein überaus einflussreicher Text über Wirtschaft und Gesellschaft. Geschrieben vor genau fünfzig Jahren, hat er eine solche Karriere in ökonomischen und ökologischen Kreisen hingelegt, dass sein Titel sprichwörtlich geworden ist: Die Allmend – eine schöne Idee, die gar nicht anders als in tragischen Zuständen enden kann. Geschrieben hat den Fachartikel allerdings kein Sozialwissenschaftler, sondern der Mikrobiologe und Ökologe Garrett Hardin.
Hardin hat den Titel gut gewählt. Klingt er doch so gar nicht nach der Polemik, die im Artikel tatsächlich steckt: Der Text ist eine gnadenlose Abrechnung mit der Idee, dass Güter gemeinschaftlich genutzt werden können. Die Tragik, nach Hardin: Alle Versuche, gemeinschaftlich zu wirtschaften, seien zum Scheitern verurteilt, weil Menschen halt nun mal dazu neigten, sich gegenseitig zu übervorteilen. Langfristig werde so jedes Gemeinschaftsgut ausgelaugt, nicht zum Vorteil aller, sondern nur einiger weniger, die die eigenen Interessen über die aller anderen stellten. Und das sei Naturgesetz, war Hardin überzeugt: Er glaubte es mit spieltheoretischen Modellrechnungen ein für alle Mal beweisen zu können.