Die Ausrichtung an Indikatoren birgt Risiken. Die Uno etwa stellt 800 Kennzahlen zur Verfügung. Daher wählen Unternehmen gerne die Indikatoren aus, die für ihr Geschäft relevant sind. Das scheint vernünftig, um einen klaren Fokus zu setzen. Rosinenpicken kann jedoch zur Verwässerung führen (Stichwort: «SDG-Washing»).
Gleichzeitig bestärkt die grosse Auswahl den Trend, gerade das zu messen, was leicht zu messen ist. Dabei können Wirkungen übersehen werden, die schwierig zu messen sind, aber eine hohe Relevanz haben. Ein Beispiel: Ein Sozialunternehmen verkauft Solarpanels im ländlichen Indien, um dort die Schadstoffbelastung durch Kerosinlampen in den Häusern zu senken. Vor allem erhofft sie sich von ihrem Engagement positive gesundheitliche Effekte bei der Bevölkerung. Bisher wurde die Firma bei Kreditanfragen daran gemessen, wie viele Solarpanels sie verkauft. Umsatzzahlen zu ermitteln, ist leicht. Doch wie gross ist die gesundheitliche Wirkung? Das war lange Zeit schwierig zu messen. Eine aufwendige Datenanalyse zeigt: Bei Kindern, die in Haushalten mit diesen Solarpanels leben, sind 20 Prozent weniger Atemwegserkrankungen aufgetreten. Das Unternehmen fühlt sich in seiner Strategie bestätigt. Die Messungen kosten jedoch viel Zeit und Geld, die für Investitionen in die Verbesserung der Panels fehlen. Inwieweit ist es also ethisch gerechtfertigt, dass Investoren derart detaillierte Messungen und ihre regelmässige Überprüfung einfordern?