Im Frühjahr 2024 ist erstmals eine Marktstudie zu nachhaltigen Krediten auf dem Schweizer Finanzplatz erschienen. Diese befasst sich mit der Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Kreditentscheidungen und mit dem Einsatz von entsprechenden Finanzierungsinstrumenten. Ziel ist es, ein transparenteres Bild der sich entwickelnden Landschaft von Nachhaltigkeitsansätzen auf dem Schweizer Kreditmarkt zu zeichnen.
Aus Sicht der ABS ist die Veröffentlichung der Studie ein erfreulicher Meilenstein für mehr Nachhaltigkeit im Finanzsektor. Nachhaltiges Investieren hat sich in den letzten Jahren zum Mainstream-Thema entwickelt, auch wenn es weiterhin grosse Unterschiede bei den Ambitionen und der Transparenz der Angebote gibt. Welche Rolle Nachhaltigkeit bei Praktiken der Kreditvergabe spielt, ist hingegen bislang noch nicht umfassend erforscht worden. Dies, obwohl Banken mit ihrem Kreditgeschäft die direkteste realwirtschaftliche Wirkung haben und daher grosse Verantwortung dafür tragen.
Die Studie deckt ein Kreditvolumen von 956 Milliarden Schweizer Franken und damit rund 71 Prozent des gesamten Schweizer Kreditmarktes ab. Insgesamt nahmen 25 Banken daran teil, darunter auch die ABS. Zudem engagierte sich die ABS auf Einladung von SSF auch in der Arbeitsgruppe zur Entwicklung der Umfrage für die teilnehmenden Banken. Die Studienergebnisse zeigen, dass Nachhaltigkeit für das Kreditgeschäft in der Schweiz immer wichtiger wird: Bereits 18 der 25 befragten Institute haben eine Nachhaltigkeitsstrategie für ihr Kreditgeschäft.
Produkte oder Geschäftsmodelle?
«Aus Sicht der ABS ist die Integration von Nachhaltigkeitskriterien aber meist noch zu wenig auf der Ebene des Geschäftsmodells angesiedelt und fokussiert stattdessen stark auf einzelne Produkte», erklärt Bertrand Donninger, Koordinator des ABS-Kreditgeschäfts. Er hatte die ABS in der Arbeitsgruppe zur Entwicklung der Umfrage vertreten. «Über das Geschäftsmodell als Ganzes sprechen wir zum Beispiel erst dann, wenn wir fragen, ob Ausschlusskriterien für die gesamte Geschäftstätigkeit gelten oder nur für einzelne Produkte, Geschäftsbereiche oder einen Teil des Kreditvolumens. Oder wenn man sich anschaut, wie hoch der Anteil nachhaltiger Angebote am Geschäftsvolumen und am Ertrag einer Bank ist», so Bertrand Donninger. Diese Perspektive ist sehr wichtig, wenn die Ambitionen eines einzelnen Anbieters punkto Nachhaltigkeit beleuchtet werden sollen, wie das zum Beispiel die ABS im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsanalyse von Unternehmen oder auch
Banken tut.
Die SSF-Marktstudie fokussiert hingegen auf die Entwicklung des Schweizer Marktes als Ganzes und kommt zu dem Schluss, dass Nachhaltigkeit auch für den Kreditmarkt künftig von zunehmender Bedeutung sein dürfte. Im Bereich der Unternehmensfinanzierungen sind in den letzten Jahren neue Instrumente entstanden, zum Beispiel vergünstigte Kredite, die an das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen gebunden sind. Auch die ABS hat sich mit ihrer Anfang 2024 verabschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie vorgenommen, sich künftig noch stärker an der Finanzierung der Transformation von Unternehmen und Immobilien zu mehr Nachhaltigkeit auszurichten.
Die Studie von SSF und der ZHAW stellt erstmalig Daten zur aktuellen Marktpraxis und Anwendung nachhaltiger Finanzierungsansätze auf der Basis einer Befragung von Kreditinstituten zur Verfügung. Dies ist ein wertvoller Beitrag zur Transparenz für den Finanzsektor und kann gute Impulse für mehr Nachhaltigkeit auf dem Kreditmarkt geben.