Das Hauptgebäude der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Basler Centralbahnplatz versprüht einen speziellen Charme. Der 19-stöckige braune Glasturm aus den 1970er-Jahren hat die Form eines AKW-Kühlturms. Über die BIZ koordinieren die sechzig wichtigsten Zentralbanken der Welt ihre Geldpolitik; ausserhalb der Branche sorgt die als «Zentralbank der Zentralbanken» bezeichnete Finanzorganisation selten für Aufsehen. Ende Januar hat sie jedoch einen Bericht publiziert, der es in sich hat. Der mit «The green swan – Central banking and financial stability in the age of climate change» betitelte Report fordert nämlich die Zentralbanken zu einem Strategiewechsel auf: Sie sollen endlich die Risiken stärker berücksichtigen, die der Klimawandel für die Wirtschaft und überhaupt für das Leben des Menschen auf dem Planeten mit sich bringt.
Damit ist die Klimakrise in der Hochfinanz angekommen. Die Divestment-Bewegung, die seit Jahren zu einem Rückzug aus Investitionen in fossile Energieunternehmen auffordert (englisch: «Divestment»), erhält durch diesen Report Unterstützung von ungeahnter Seite. Ein zentrales Argument der Divestment-Aktivistinnen und -Aktivisten war stets, dass Investitionen in Erdöl und Kohle bei verstärkten Anstrengungen für den Klimaschutz rasch an Wert verlieren könnten. Die fünf Autoren der BIZ-Studie teilen diese Einschätzung – und gehen noch einen Schritt weiter: «Der Klimawandel (…) könnte die Ursache der nächsten systemischen Finanzkrise sein», schreiben sie. Sie befürchten, dass die Klimakrise die Welt ins Chaos stürzen könnte und Ereignisse eintreten, welche die Risikoanalystinnen und -analysten der Banken überhaupt nicht auf dem Radar haben. Ähnlich wie die Finanzkrise von 2008 nicht vorausgesehen wurde. Sie bezeichnen diese extremen Klimarisiken als «grüne Schwäne», in Anlehnung an den Begriff der «schwarzen Schwäne» des Publizisten Nassim Nicholas Taleb, mit dem er unerwartete Ereignisse charakterisierte (Schwäne sind in der Natur ja in der Regel weiss). «Klimakatastrophen sind sogar noch gefährlicher als die meisten systemischen Finanzkrisen», halten die BIZ-Autoren fest.