Die reproduktive Arbeit neu zu gestalten – wie dies schon zahlreiche Feministinnen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts versucht haben – bedeutet folglich, den Haushalt, im Sinne des griechischen oikos (von dem das Wort «Ökonomie» abgeleitet ist) neu zu definieren. Der Haushalt oder das Haus muss wieder zum «Mittelpunkt des kollektiven Lebens werden, ein von mehreren Personen in unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit bewohnter Lebensraum, der Sicherheit bietet, ohne zu isolieren, der die gemeinschaftliche Nutzung und die Zirkulation von Gemeingütern ermöglicht, ein Ort, an dem die zur gesellschaftlichen Reproduktion notwendigen Bande geknüpft werden».¹
Möchten wir aus unserer heutigen Gesellschaft ausbrechen – einer Gesellschaft, in der alle immer noch mehr arbeiten, niemand mehr Zeit für gegenseitige Hilfeleistung hat und jede Beziehung zu einer Handelsbeziehung zu verkommen droht –, müssen wir uns wieder kollektiv der Care-Arbeit annehmen, sozusagen von unten nach oben. Indem wir die Verantwortung für die menschliche Existenz weiterhin dem Staat überlassen oder gegen Bezahlung auf andere überwälzen, verlieren wird jede echte Autonomie. Sollten wir uns nicht die Zeit nehmen, neue soziale Beziehungen zu knüpfen, statt immer mehr Institutionen zu schaffen, die uns von der reproduktiven Arbeit befreien? Sollten wir nicht Orte schaffen, an denen wir uns um das Leben in all seinen Ausprägungen kümmern können? Um Menschen in allen Altersphasen, vom Säugling bis zum Greis? Wir könnten aus der Regeneration des Lebens unseren neuen Reichtum machen – das ist ein lohnenswertes Ziel für die Wachstumsgegnerinnen und -gegner!