Heute, vier Jahre nach dem Start, verkaufen Hunziker, Fauconnet und ihr Team bis zu 12'000 Stück veganen Käse pro Woche. Musste man die New-Roots-Produkte anfänglich direkt bei den Herstellern beziehen oder in Reformhäusern suchen, sind die pflanzlichen Ricotta-, Frischkäse- und Camembert-Alternativen inzwischen in 300 Bioläden erhältlich. Vor einem Jahr hat Coop drei New-Roots-Produkte ins Sortiment aufgenommen und so auf einen Schlag für eine Verdoppelung des Absatzes gesorgt. Die rasant anziehende Nachfrage hat dazu geführt, dass die junge Firma schon zwei Mal umziehen musste und am aktuellen Standort auf 550 Quadratmetern in Thun nun bereits wieder an die Kapazitätsgrenzen stösst – neuerdings hält Hunziker nach 2500 bis 3000 Quadratmetern Ausschau.
Höchste Zeit für die Frage, welche soziale Verantwortung er für die inzwischen 15 Angestellten trägt. Hunziker hat nicht vergessen, wie unwohl er sich als Angestellter gefühlt hat. Der neuerliche Umzug sei nicht nur nötig, um die Produktionskapazitäten zu erhöhen, sagt der 25-Jährige, in erster Linie gehe es ihm darum, in sein Team zu investieren. Er wolle am neuen Ort ein «Ökosystem» bauen, in dem sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen – Gratismahlzeiten aus der hauseigenen Kantine inklusive. Zudem wolle er nicht nur Löhne über dem Branchendurchschnitt zahlen, sondern auch den Teamgeist fördern und Hierarchie wo immer möglich vermeiden. Nur so, sagt Hunziker, könne sich das junge Unternehmen immer wieder neu erfinden. Und an innovativen Ideen mangelt es nicht: Aktuell tüfteln die Thuner an einer neuen Sorte, die für veganes Fondue, Raclette oder auch Reibkäse verwendet werden kann. Und in naher Zukunft ist auch mit einer Joghurt- und einer Buttervariante auf Cashewnuss-Basis zu rechnen.
Bei alldem dient die soziale Ausrichtung des Unternehmens als gemeinsamer Antrieb: Indem immer mehr Menschen auf pflanzliche Ernährung umsteigen, soll die «Versklavung von Tieren», wie Fauconnet es nennt, überwunden werden. Dazu trägt New Roots auch bei, indem ein Prozent des Umsatzes für soziale Projekte gespendet wird. Diesen Frühling ist New Roots für sein Engagement am Swiss Economic Forum mit dem
SEF-Award für Jungunternehmer ausgezeichnet worden.
Und was ist aus Frank T. geworden? Ihm wurde im Coaching klar, dass das, was sein Arbeitgeber als störend empfand, in anderem Kontext sehr wertvoll sein kann. Er kündigte und trat bald darauf eine neue Stelle bei einem weniger bekannten Arbeitgeber an. Er habe dort keinen Jobtitel mehr, der Kollegen beeindrucke, berichtete er mir, dafür aber etwas viel Wertvolleres: Er könne seine verschiedenen Fähigkeiten einbringen, Projekte leiten und so die Zukunft mitgestalten.