Das sah beeindruckend aus, als Wandornament. Womöglich war es aber nicht so sehr ästhetisch gemeint, sondern eher als Referenz auf Andy Warhol, der gesagt haben soll, wenn man ein 200‘000 Dollar teures Bild kaufen wolle, solle man besser das Geld nehmen, es zusammenschnüren und an die Wand hängen. Denn so würden etwaige Besucher gleich das Geld an der Wand sehen. Der grosse Pop-Art-Künstler hatte sowieso ein besonderes Verhältnis zum Motiv des Geldes, dazu kommen wir gleich noch.
Zunächst aber: Zürich. Da gab es im Jahr 2002 nämlich ein ähnliches Spiel mit einem Kunstpreis, allerdings wurde da das Geld nicht offen vorgezeigt, sondern gut schweizerisch diskret versteckt. 50‘000 Franken hatten die beiden Künstler Christoph Büchel und Gianni Motti als Budget für eine Ausstellung im städtischen Helmhaus zur Verfügung. Sie entschieden das Geld nicht in eine aufwändige Installation zu investieren, sondern irgendwo im Helmhaus zu verstecken, als profanen Check. Die Räume wären leer geblieben. Wer den Check gefunden hätte, hätte das Geld behalten dürfen. «Das eigentliche Kunstwerk», erklärte Motti an der Pressekonferenz, «wäre das Auto oder das Essen oder was immer gewesen, das sich der Finder mit dem Geld gekauft hätte.» Zu einem Skandal reichte das allemal: Nach einer Intervention des Stadtpräsidenten wurde die Schatzsuche abgesagt. Was mit dem schon gesprochenen Budget weiter passierte, ist 18 Jahre später nicht mehr ganz klar. Es war ein Skandal mit Ansage; denn nichts bringt die Volksseele zuverlässiger zum Brodeln wie der respektlose oder frivole Umgang mit Geld. Und ganz besonders: das Verschwindenlassen von Geld.
Nach wie vor am effektivsten und natürlich auch am plakativsten lässt sich die Geldvernichtung per Streichholz bewerkstelligen. Vorgemacht hat das vor bald 30 Jahren die englische Künstlergruppe K Foundation. Hinter der Gruppe steckten die beiden Musiker Bill Drummond und Jimmy Cauty, die Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre als The KLF die Hitparaden stürmten. 1992 hatten die beiden genug vom Musikbusiness und beendeten ihre Karriere. Doch den beiden Musikern, die fortan mit Kunstaktionen auf sich aufmerksam machten, stand der Sinn nach einer radikaleren Wende: Sie inszenierten eine Tabula Rasa, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Der gesamte Profit, den ihnen ihre vielen Hits eingebracht hatten, sollte weg. Und zwar nicht, indem sie ihn verschenkten, einem guten Zweck zukommen liessen oder ihn einfach verjubelten – sie beschlossen, das Geld abzuheben und es zu verbrennen. Eine Million Pfund. Es gibt ein wackliges Video der Aktion. Eine gefühlte Ewigkeit lang werfen die beiden Künstler kleine Bündel 50-Pfund-Noten in einen Kamin, wo ein Feuer anheimelnd prasselt. Sonst ist es dunkel im Raum, viel ist nicht zu erkennen. Manchmal wirbelt ein angebrannter Schein durch die Luft, und jemand wühlt mit einem Pflock in der Glut. Hin und wieder hört man einen Witz aus dem Off, und es wird gelacht. Sonst wird wenig gesprochen.