Vielleicht war Magie aber vor allem eine Spielerin, immer auf der Suche nach Möglichkeiten, das Bewusstsein der Menschen für Ungerechtigkeiten zu kitzeln. «Bald, ich hoffe sogar sehr bald, werden Männer und Frauen merken, dass sie deshalb arm sind, weil Carnegie und Rockefeller so viel haben, dass sie nicht wissen, was damit anfangen», sagte sie zu Journalisten, die auf die schräge Annonce aufmerksam geworden waren und Magie so zu kurzzeitiger Berühmtheit verhalfen. Doch bald ging die Pionierin wieder vergessen und mit dem Verkauf wurde The Landlord’s Game zum ungeschminkten Monopoly – aus zwei Spieloptionen wurde eine. Magies pädagogischer Trick lief ins Leere. Und die offizielle Version von Monopoly wurde erst recht zu einem Hit: Im ersten Jahr verkauften sich 278 000 Exemplare, im nächsten schon über 1 750 000.
Also alles schön nach marktwirtschaftlichem Klischee? Monopoly, eine vielschichtige Parabel auf das immer ein wenig humorlose, aber effiziente Funktionieren des Kapitalismus? Nicht nur: Die schönste Pointe im Zusammenhang mit Monopoly ist wohl, dass sich hartgesottene Ökonominnen und Ökonomen noch heute mächtig über die Logik des Spiels aufregen können. So schrieb Benjamin Powell, Direktor des
Free Market Institute, vor ein paar Jahren einen bösen
Kommentar mit dem Titel: «What’s wrong with Monopoly (the game)?» So einiges, fand er – vor allem, dass kein freier Markt auf dem Spielfeld sei, sondern viel regulatorischer Zwang und vor allem gegängelte Konsumenten: «Da gefallen sich Land- und Immobilieneigner, obwohl sie durch pures Glück zu ihren Besitztümern gekommen sind, im Gedanken, Herren der Welt zu sein und einfach aus allen, die vorbeikommen, Profit herauspressen zu können. Es gibt keine Auswahl, geschweige denn Entscheidungsfreiheit aufseiten des Konsumenten.»
Kommt einem irgendwie bekannt vor, zu Zeiten von Google, Facebook und Konsorten. Vielleicht entlarvt das Spiel also doch – ganz in Lizzie Magies Sinn – die Schwächen eines Systems, das real existierend zwar läuft wie geschmiert, aber niemanden so recht glücklich macht (ausser den Gewinner, für einen sinnleeren Moment)? Insofern überrascht es auch nicht, dass der Erfolg von Monopoly immer wieder Umdeutungen provozierte. Der Science-Fiction-Autor Philip K. Dick – man kennt ihn vielleicht als Autor der Vorlage des Films «Blade Runner» – beschrieb 1959 in einer
Kurzgeschichte eine Monopoly-Persiflage, in der das Ziel des Spiels ins Gegenteil umgedeutet wurde: sein Geld nämlich so rasch und komplett wie möglich zu verpulvern. Das Spiel kam für ein paar Jahre tatsächlich auf den Markt, als «Go for Broke», deutsch: Mankomania.