«Und was machst du so im Leben?» ist eine Frage, die ich in Small-Talk-Gesprächen immer mal wieder gestellt bekomme. Meistens antworte ich, dass ich unter der Woche während vier Tagen im Bereich Kommunikation tätig sei und einen Tag Familienarbeit mache. Ich spreche also davon, was ich arbeite. Das tun wohl die meisten in der gleichen Situation. Und das liegt auf der Hand, denn wir arbeiten alle viel: Über acht Milliarden Stunden leisteten im vergangenen Jahr in der Schweiz alle Erwerbstätigen zusammen. Hinzu kommen fast zehn Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit.
Ob bezahlt oder unbezahlt: Arbeit ist für die meisten erwachsenen Menschen in der Schweiz eine alltagsfüllende Tätigkeit. Sie ist daher auch Teil unserer Identität – und sie ist gesellschaftlich relevant. Denn im Kern arbeiten wir, um zu überleben. Sei es, weil wir selbst für die Gesellschaft überlebenswichtige Leistungen erbringen – etwa Lebensmittel herstellen oder Menschen pflegen – oder weil wir mit Erwerbsarbeit das nötige Geld verdienen, um uns diese überlebenswichtigen Leistungen einzukaufen.
Arbeit ist aber auch immer Gegenstand von Veränderung. So wandeln sich etwa einzelne Berufe ständig oder verschwinden ganz, zum Beispiel wegen einschneidender gesellschaftlicher Umbrüche wie der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Gleichzeitig verändert sich die Bedeutung, die wir der Arbeit beimessen. Bis ins späte Mittelalter setzte man Arbeit mit Mühe, Last und Armut gleich. Wer nicht musste, arbeitete nicht. Dann wurde Arbeit immer mehr aufgewertet: Im Zuge der Reformation und später der Aufklärung wurde sie zu einem Ideal – wobei darunter zunehmend nur noch die Lohnarbeit gemeint war. Unbezahlte Arbeit, etwa im Haushalt, galt nicht mehr als Arbeit und geriet aus dem Blick.
Heute stehen wir mit der rasch voranschreitenden Digitalisierung vor einem weiteren Umbruch. Gleichzeitig beeinflusst auch die Klimaerhitzung die Arbeitswelt. Und seit einiger Zeit wird berechtigterweise diskutiert, was überhaupt alles als Arbeit zählt; dass etwa eine Gesellschaft ohne die viele unbezahlt geleistete Care-Arbeit nicht überlebensfähig wäre und diese fairerweise bezahlt werden müsste.
In dieser moneta fragen wir, wie sich Arbeit angesichts dieser Entwicklungen und Diskussionen verändert. Was und wie arbeiten wir in Zukunft? Wer arbeitet noch und wie viel? Und wie bereiten wir uns auf diese Veränderungen vor?
Simon Rindlisbacher,
Co-Redaktionsleiter