«So sicher bin ich nur dort unterwegs, wo ich mich gut auskenne», erklärt Heimberg, die aufgrund schlecht durchbluteter Sehnerven nur über eine Sehkraft von knapp fünf Prozent verfügt. Graf ist vollständig blind. Dennoch reisen beide auch allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Von grossem Nutzen ist ihnen die Fahrplan-App der SBB, die man sich vom Smartphone vorlesen lassen kann. Graf: «Sobald jedoch verschiedene Tram- oder Buslinien am selben Perron halten, sind wir ohne Lautsprecherdurchsagen auf fremde Hilfe angewiesen.»
Heimberg und Graf arbeiten seit 14 Jahren als Serviceangestellte in der
«Blinden Kuh», dem ersten Dunkelrestaurant der Welt. Seit Kurzem bietet die «Blinde Kuh» auch Stadtführungen an. Dies mit dem Ziel, Sehenden einen Einblick in den Alltag blinder und sehbehinderter Menschen zu bieten. Dass es in diesem Alltag immer wieder auch Humor braucht, wird klar, als Graf erzählt, wie sie von spontanen Helfern ins falsche Tram oder im Zug versehentlich in die erste Klasse gesetzt wurde – wo sie prompt gebüsst wurde.
Während der rund zweistündigen Tour führen die beiden ihre Gäste zu verschiedenen Anlaufstellen für Sehbehinderte und Blinde. So etwa zur Zürcher Sehhilfe, einem Beratungs- und Begegnungszentrum in der Nähe der Tramhaltestelle Stauffacher oder zur traditionsreichen Stiftung St. Jakob. Diese wurde vor 110 Jahren als Korbflechterei für blinde Männer gegründet und ist zu einem vielfältigen Unternehmen geworden, das mehr als 500 Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen einen Arbeitsplatz bietet.