Ein Architektur-Kollektiv, das eine nachhaltige und ansprechende Architektur verfolgt und weiterentwickelt. Ein wiederverwendbares und bequemes Menstruationsprodukt, das in der Schweiz hergestellt wird. Eine Softwarelösung, die Spitälern hilft, Mangelernährung von Patientinnen und Patienten zu verhindern und Food-Waste zu reduzieren. Drei ganz unterschiedliche Vorhaben mit einer wichtigen Gemeinsamkeit: Dass sie Wirklichkeit geworden sind, ist massgeblich Ting zu verdanken. Ting ist eine Community, die mit monatlichen Beträgen gemeinsam ein Vermögen aufbaut. Dieses steht den Mitgliedern dann als zeitlich begrenztes Einkommen zur Verfügung. Sie erhalten so die Zeit, sich ohne finanzielle Sorgen weiterzuentwickeln oder eben Geschäftsideen Realität werden zu lassen, welche die Welt etwas lebenswerter machen.
Bis zu 2500 Franken während maximal sechs Monaten
Will man sich von Ting ein Einkommen finanzieren lassen, muss man je nach Mitgliedschaft sechs Monate lang monatlich 65 Franken oder 150 Franken auf das Gemeinschaftskonto eingezahlt haben. Danach kann man sein Vorhaben einreichen. Dieses soll intrinsisch motiviert sein, sich positiv auf die Biografie der Antragstellenden auswirken und einen Mehrwert für die Gesellschaft bieten. Jedes Vorhaben wird von einer Ethikerin kommentiert und von anderen Mitgliedern mit Punkten bewertet. Erreicht es genügend Punkte, wird es genehmigt. Um ihr Vorhaben umzusetzen, können die Mitglieder dann maximal sechs Monate lang bis zu 2500 Franken monatlich beziehen. Das ist etwas mehr als das Existenzminimum in der Schweiz. «Es beziehen aber längst nicht alle immer das Maximum», betont Ondine Riesen. Die Mitglieder würden so viel nehmen, wie sie tatsächlich bräuchten. Die Anzahl Einkommen, die Ting gleichzeitig finanzieren kann, wird vom Volumen des gemeinsamen Vermögens bestimmt.
Geld umverteilen für neue Lösungen
Entstanden ist das Projekt vor gut drei Jahren. «Wir stecken in einer Multikrise. Da sind Lösungen gefragt. Dank Ting können diese nun auch von Leuten entwickelt werden, die zwar gute Ideen haben, aber bisher nicht die Mittel hatten, sich einzubringen», sagt Ondine Riesen. Sie hofft auch, dass durch Ting besonders Frauen einfacher an Geld für ihre Vorhaben kommen. Für Ralph Moser, einen weiteren Gründer, ist Ting ein Instrument, um Geld in der Gesellschaft umzuverteilen. «Unser Sozialsystem ist ungünstig aufgestellt. Das Umlageverfahren wird viel zu wenig betont», findet er. Stattdessen fliesse zu viel Kapital in die Pensionskassen, wo es als Kapitalanlage die Ungleichheiten in der Gesellschaft verschärfe. Bei Ting steht stattdessen die Solidarität im Vordergrund. Man wird nicht nur Mitglied, um selbst Geld zu beziehen, sondern auch, um die anderen Mitglieder zu unterstützen. Rund ein Drittel der Community macht sogar bewusst nur Letzteres – Tendenz steigend.
Gemeinschaftskonto bei der Alternativen Bank Schweiz
Mitte August zählte Ting 475 Personen. Zusammen haben sie bis heute 59 Vorhaben finanziert, von denen 41 bereits abgeschlossen sind. «Die Zahl der Mitglieder nimmt laufend zu», sagt Ondine Riesen. Sie seien zwischen 20 und 80 Jahre alt und führten ein geregeltes Leben, möchten aber etwas Neues wagen und eine Idee umsetzen. Mit einer sorgfältig programmierten Online-Plattform, einem eigenen Telegram-Kanal und regelmässigen Events sorgt Ting dafür, dass sich die Mitglieder nicht nur über das gemeinsame Vermögen verbunden fühlen. Dieses liegt übrigens auf einem Konto bei der Alternativen Bank Schweiz, die für Ting aufgrund der Werteverwandtschaft die ideale Partnerin ist. «Die ABS ist eine der wenigen Banken, die das Geld ihrer Kundschaft sinnvoll in die Gesellschaft investiert – genau wie wir», sagt Ondine Riesen.
Weitere Informationen zu Ting: ting.community
Nächstes öffentliches Ting-Event:
Donnerstag, 23. November 2023 / 19 bis 21 Uhr (Türöffnung: 18:30 Uhr)
Ort: Unternehmen Mitte (Salon im 1. Stock) Gerbergasse 30, 4001 Basel
Anmeldung: ting.community/de/events