Unsere Vernunft ist als Werkzeug von unschätzbarem Wert. Sie hilft uns, ein Ziel auf mehrere Etappen herunterzubrechen, in Szenarien zu denken, aus Fehlern zu lernen. Wenn es aber darum geht, in Bewegung zu kommen, sich aus einer misslichen Situation zu befreien, einen Wurf zu wagen, dann ist die Vernunft oft eine schlechte Ratgeberin. Ohne den Bauch und das Herz, ohne Intuition und Sehnsucht kommen wir nicht aus den Startlöchern. Am Anfang vieler Erfolgsgeschichten stehen mutige, oft unvernünftige Entscheidungen. So beschloss Richard Reed, seine gut bezahlte Stelle aufzugeben und mit zwei Freunden etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und Smoothies herzustellen, obwohl die drei keine Ahnung von diesem Business hatten. Wären sie vernünftig gewesen, gäbe es heute keine Innocent-Smoothies.
Menschen, die ihren Impulsen folgen, ohne alles mehrfach zu hinterfragen und abzusichern, berichten in erstaunlicher Häufigkeit von wegweisenden Begegnungen im richtigen Moment oder anderen erstaunlichen Zufällen. «Das Leben antwortet mit Zufällen, wenn ein Wunsch aufsteigt, der stark genug ist», hat die Schauspielerin Hanna Schygulla erkannt. Man könnte ergänzen: Wenn wir einen Wunsch frühzeitig mit vernünftigen Argumenten abwürgen, geben wir dem Zufall keine Chance.