Es ist warm, und die Luft ist trocken im Untergeschoss an der Chlotengasse 10 in Tagelswangen. Der Grund dafür sind die drei Holzkessel und der Holzvergaser, die hier rund um die Uhr laufen. Sie sind das Herzstück der Heider Holzenergie AG, die im zwischen Zürich und Winterthur gelegenen Tagelswangen 640 Haushalte, 22 Gewerbe- und Industriegebäude und zwei Schulhäuser mit nachhaltiger Fernwärme versorgt – das ist ein Grossteil des Dorfes. Verbrannt werden Holzschnitzel, mit denen die Kessel automatisch gefüttert werden. Diese können auch aus Holz mit schlechter Qualität gewonnen werden, also aus Rest- und Landschaftspflegeholz, und müssen nicht einmal extra getrocknet werden. So kann beispielsweise auch der Landschaftsgärtner aus dem Dorf die Häcksel, die beim Baumschnitt in den Gärten der Region anfallen, als Brennmaterial beisteuern. Damit macht die Heider Holzenergie, was die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL für möglichst umweltfreundliches Heizen mit Holz nebst anderem empfiehlt: Möglichst nur Holz einsetzen, das sonst nicht mehr weiterverwendet werden kann.
Grosse Hitze und ein geschlossener Kreislauf
In den Kesseln der Heider Holzenergie glühen im unteren Teil die Schnitzel. Im oberen Teil lodert unter Luftzufuhr das gut 800 Grad heisse Gas. Über einen Wärmetauscher wird Wasser aufgeheizt, das über einen Verteiler und etwas mehr als sechs Kilometer Fernwärmeleitungen an die Abnehmerinnen und Abnehmer geht. Dort fliesst es durch Bodenheizungen und andere Heizkörper und sorgt für angenehme Raumtemperaturen. Auch die Boiler für das Brauchwarmwasser werden mit Fernwärme aufgeheizt. Dabei kühlt das Wasser ab und wird danach zur Heider Holzenergie zurückgepumpt, wo es wieder aufgewärmt wird und seine Reise von vorne antritt. Die Abgase der Anlage werden in einem mehrstufigen System bearbeitet und vom Feinstaub gereinigt. Zurück bleibt ein grosser Berg Asche, die wie jene aus der Kehrichtverbrennung auf Deponien entsorgt werden darf.
Neue Lösung für das Schulhaus im Ort
Ihren Anfang nahm die Heider Holzenergie 1996, als zur gleichen Zeit die Heizung im Schulhaus des Ortes und jene von Heinrich Heider ersetzt werden mussten. Dieser kam mit seinen Brüdern Erhard und Markus auf die Idee, beide Gebäude mit einer zentralen Holzheizung zu heizen. Sie entwickelten ein entsprechendes Projekt, das schliesslich von der Gemeindeversammlung angenommen wurde. «Mit Holz zu heizen, lag für die damals noch ländliche Bevölkerung auf der Hand», berichtet Erhard Heider. Viel Überzeugungskraft sei deshalb nicht nötig gewesen. Der gelernte Elektroingenieur ist Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident der Heider Holzenergie. Bis heute wurde diese etappenweise ausgebaut. Als 2006 zwei Mehrfamilienhäuser und zwei Firmen angeschlossen werden konnten, begann das Unternehmen wirtschaftlich zu rentieren. Es konnten ein zweiter Heizkessel in Betrieb genommen und erstmals Löhne ausgezahlt werden. «Von da an war die Sache nicht mehr nur ein Hobby», sagt Erhard Heider lachend. Sie wurde vorerst zum Nebenberuf.
Etappenweise ausgebaut, auch dank der ABS
Beim Ausbauschritt 2011 kam schliesslich die Alternative Bank Schweiz ins Spiel. Damals konnten zwei weitere Überbauungen und zwei Firmengebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Das machte einen dritten Holzkessel nötig. Die ABS steuerte mit einem Kredit eine Million Franken bei. «Wir haben auch andere Banken angefragt. Aber die verlangten, dass wir als Sicherheit Privatbürgschaften auftreiben. Die ABS hingegen akzeptierte dafür unser Gebäude und war somit die einzige Bank, die infrage kam», berichtet Erhard Heider. Die Zusammenarbeit mit der ABS sei damals wie heute unkompliziert und zufriedenstellend, hält er fest. Als 2014 das Fernwärmenetz ein weiteres Mal vergrössert wurde, gab er seine Anstellung als Leiter für Lokomotivprojekte bei einem grossen Hersteller von Schienenfahrzeugen auf und machte seine Anstellung im eigenen Unternehmen zum Hauptberuf. Als der einzige Angestellte ist er heute für alles zuständig, was anfällt – vom Verkauf über die Ausbauprojekte bis zur Betreuung der Anlage.