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14.09.2023 von Julia Barriga

Reparieren muss wieder zur Gewohnheit werden

Das Berner Start-up Pretty Good wird vom Verein Innovationsfonds der ABS mit einem Darlehen unterstützt und repariert (fast) alles dank seinem Netzwerk von regionalen Reparaturwerkstätten. Pretty Good organisiert für Kundinnen und ­Kunden die fachkundige Reparatur ihrer Lieblingsgegenstände.


Beitrag der ABS
Artikel in Thema Kreislaufwirtschaft

Für die beiden Gründer von Pretty Good, ­Jonas Morgenthaler und Jonas Beer, war von Anfang an klar, dass sich ihre Geschäftsidee im Bereich der Kreislaufwirtschaft bewegen würde. Die beiden kannten sich aus Jugendjahren im Fussballverein und trafen sich in der Ausbildung bei den «KaosPilots» wieder. Durch ein persönliches Erlebnis mit einer Reparatur war die Idee von Pretty Good im Sommer 2022 geboren – mit der Mission, die Nutzungsdauer von Alltagsgegenständen zu verlängern. «Ein gebrauchter, reparierter Gegenstand ist nie perfekt, aber gewinnt an Charakter – das finden wir ‹pretty good›, so kamen wir auf den Namen», verrät Jonas Morgenthaler. 
Laut einer repräsentativen Umfrage des gfs-zürich möchten über 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung öfter ihre Gegenstände reparieren lassen – die Hürden sind in vielen Fällen jedoch zu hoch. Mit einer ­Anlaufstelle für sämtliche Alltagsgegenstände will Pretty Good Reparaturen verein­fachen, beschleunigen und somit erreichen, dass sie wieder zur Gewohnheit werden. «Ganz ­wichtig ist, dass der Reparaturservice niederschwellig und bequem ist», erläutert Jonas Morgenthaler. «Zudem zählt das ­Erlebnis selbst, also zu merken, dass mein Lieblingsgegenstand in guten Händen ist und mit viel Sorgfalt repariert wird, bevor er funktionsfähig zu mir zurückkommt. Durch diese Wertschätzung gewinnt er auch an persönlichem Wert.» 


Eine Plattform für die effiziente Reparatur jeglicher Alltagsgegenstände
Der Einstieg zur Reparatur erfolgt via die Plattform prettygood.repair. Die ­Kundinnen und Kunden können dort einen unverbind­lichen Kostenvoranschlag anfordern, indem sie Fotos und Videos des defekten Gegenstands, beispielsweise einer ­Kaffeemaschine, hochladen und den Defekt beschreiben. ­Innert 48 Stunden erhalten sie einen Kostenvoranschlag. Nehmen sie diesen an, ­können sie die Maschine ent­weder an einer Drop-off-Station in Bern abgeben oder in ­einem Paket (bis 10 Kilo ­kostenlos) an Pretty Good schicken. Die ­Maschine wird fachgerecht repariert und ­gereinigt und dann funktionsfähig zurück­geschickt. Pretty Good hat die Plattform und den Reparaturservice über Monate getestet. Mit Erfolg: In 90 Prozent der Fälle ­wurde die Offerte ange­nommen und die Reparatur ausgeführt. 


«Würden wir in der Schweiz alle Gegenstände ein Jahr länger nutzen, könnten wir unseren gemeinsamen CO2-Fussabdruck um 1,8 Millionen Tonnen senken, was ­etwa der jährlichen Treibhausgasemission aller Einwohnerinnen und Einwohner der Städte Basel und Genf ­entspricht.» 

Jonas Morgenthaler

Pilot mit der Stadt Bern: Gegenstände spenden statt entsorgen 
Viele Gegenstände, die heutzutage auf Entsorgungshöfen landen, sind noch intakt oder könnten dank einer sanften Reparatur wieder instand gestellt werden. Das Pilotprojekt «Spenden statt entsorgen» von Pretty Good und der Stadt Bern bietet die Möglichkeit, Gegenständen ein zweites Leben mit neuem Besitzer oder neuer Besitzerin zu schenken. Wie funktioniert das konkret? Die ursprüng­lichen Eigentümerinnen und Eigentümer ­bringen Geräte, die sie nicht mehr brauchen, zur Pretty Good Abgabestelle auf einem ­Entsorgungshof in Bern – beispielsweise ­einen leicht defekten, nicht mehr benötigten Drucker. Dort schaut sich jemand vom ­Entsorgungshof den Drucker an und entscheidet, ob er weiterverwendet werden kann. Wenn ja, spendet die Besitzerin oder der Besitzer diesen, worauf er zuerst im ­Reparaturnetzwerk von Pretty Good geprüft, gereinigt und falls nötig repariert wird. ­Danach wird der Drucker im Rahmen eines Integrationsprojekts des sozialen Unter­nehmens Drahtesel auf Ricardo verkauft. «Das Pilotprojekt wird von der Berner ­Fachhochschule begleitet, um den ökolo­gischen Impact und die ökonomische ­Durchführbarkeit zu prüfen», erklärt Jonas Morgenthaler. «Wenn es erfolgreich verläuft, werden wir dieses Angebot weiterentwickeln und ­ausweiten.» 

Weitere Informationen 

Reparierservice von Pretty Good: prettygood.repair
Pilot-Projekt «Spenden statt entsorgen»: reuse.repair


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