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13.09.2023 von Julia Barriga

Mehrweg als Neues «normal»

Die von reCIRCLE entwickelte Kreislauflösung für die Verpackung von ­Essen und Getränken zum Mitnehmen setzt auf hochwertiges Mehrweg­geschirr, das in der Schweiz hergestellt und recycelt wird. Dazwischen ­zirkulieren die reCIRCLE-Pro­dukte hunderte Male zwischen Privatpersonen und dem Netzwerk der Gastro-Partnerbetriebe.


Beitrag der ABS
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Unter anderem dank einem langfristigen Darlehen des Vereins Innovationsfond der ABS konnte reCIRCLE im August 2016 mit 24 Restaurants starten. Heute ­machen bereits rund 2550 Take-aways, ­Mensen und Restaurants mit To-go-­Angebot mit und sparen so gemeinsam mit den Konsumierenden jährlich fast 17 Millionen Einwegverpackungen oder 1680 Tonnen CO2. Wir haben mit Jeannette Morath, Gründerin und Geschäftsleiterin von ­reCIRCLE, über die Entwicklung und Zukunft ihres Unternehmens gesprochen. 


moneta: Jeannette Morath, was ist die Vision von reCIRCLE? 

Jeannette Morath Wir sehen eine Welt ohne Einwegverpackung und setzen alles dran, dass Mehrwegverpackung zum Standard wird. Unser Ziel ist es, Einweg­geschirr durch wiederverwendbare, ­qualitativ hochwertige, zahlbare und ­ökologischere Alternativen zu ersetzen, und zwar europaweit. 

Was bedeutet Kreislaufwirtschaft für euch? 
Vor dem Recyceln wird die Verpackung hunderte Male wiederverwendet – das ist unsere Vorstellung von Kreislaufwirtschaft. Durch die hundertfache Wiederverwendung bedienen wir den inneren Kreis der Kreislaufwirtschaft, ein wichtiges, noch nicht ausgeschöpftes Potenzial, um Ressourcen im Loop zu behalten. Heute dürfen wir aufgrund der Regulierung ­leider noch keine Produkte für Food-Kontakt aus recyceltem Material herstellen. Sobald die ­Bewilligung da ist, werden wir das recy­celte Granulat für die Herstellung der ­eigenen Mehrwegprodukte einsetzen und können so den Kreis ganz schliessen.


Kannst du unseren Leserinnen und Lesern bitte erklären, wie sie reCIRCLE nutzen können? 

Ja, das ist ganz einfach: Bestellen Sie Ihr ­Take-away-Essen in einer Mehrwegver­packung von reCIRCLE und zahlen Sie zehn Franken für die reCIRCLE BOX und fünf ­Franken für den ISY Becher. Nach dem Genuss reto­urnieren Sie Ihre reCIRCLEs bei ­einem Partnerbetrieb und er­halten den bezahlten Betrag zurück. Wenn Sie das reCIRCLE Geschirr mit nach Hause oder ins Büro nehmen, zum Beispiel weil es noch ­Essensreste enthält, können Sie es beim nächsten Essen unterwegs wiederverwenden. Das Geschirr zurückgeben können Sie irgendwann, dafür gibt es keine zeitliche Einschränkung.

 

Illustration: reCIRCLE

2016 hast du mit 24 Restaurants an­gefangen. Wie hat sich reCIRCLE ­seither entwickelt? 
Das Netzwerk unserer Partnerbetriebe ist danach stetig gewachsen. Anfang 2017 lancierte die Migros für ihre Restaurants unsere reCIRCLE BOXen als ­Parallelsystem in Grün mit M-Generation-­Logo, weil damals unser Netzwerk noch sehr klein war. Das hat unserem Start-up grosse Glaub­würdigkeit geschenkt und auch finanziellen Schub gegeben. Heute sind die Migros-­Restaurants Partner im regulären reCIRCLE Netzwerk, was uns sehr freut. 2018 konnten wir unsere Finanzierung dank der CoOpera Beteiligungen AG sichern und damit das ­Unternehmen mit Personal, Büro, Marketing usw. aufbauen. ­Seither ist unser Netzwerk auch dank Verkaufsaktivitäten stark gewachsen. Nach ­einem erfolg­reichen Pilotprojekt in Stuttgart wurde 2018 die reCIRCLE Deutschland als Franchisenehmer gegründet. Die «Greta-Zeit» (Anm. der Redaktion: Schulstreiks fürs Klima, Friday for Future) 2019 hat ­unseren Einzug in Mensen an Schulen und ­Universitäten beflügelt. Der Gastronomie ging es wegen der Pandemie bis vor Kurzem nicht gut, sodass ein Systemwechsel nicht drin lag, nicht mal für Ver­packung. Jetzt ­ändert sich die Stimmung ­gerade wieder, auch wegen der Gesetz­gebung in der EU, die Mehrweg und Kreis­laufwirtschaft ­gesetzlich verankern wird. 


Wie hat sich euer Sortiment ­entwickelt? 

Wir haben unser Sortiment kontinuierlich erweitert und bieten heute zwölf verschie­dene Gefässe plus unser Besteck Spife (Spoon und Knife in einem) an. ­Gestartet haben wir mit der schüsselartigen reCIRCLE BOX. Diese Box ist noch heute die belieb­teste, dicht gefolgt von der 2018 einge­führten Menübox, die sich vor allem für traditionelle Menüs ­eignet. Vor zwei Jahren haben wir den ­isolierenden Becher ­reCIRCLE ISY für ­Kaffee, Tee, Müesli und Suppen lanciert. Alle unsere Produkte haben einen passenden, dicht schliessenden ­Deckel. Letztes Jahr folgte unser neustes Produkt, die runde Pizzaverpackung.


Woran arbeitet ihr aktuell? Welche ­Zukunftspläne habt ihr? 

Wir sind daran, das Netzwerk zu ver­grössern und setzen dabei vermehrt auf Partnerschaften, zum Beispiel mit Gastrosuisse oder Pistor, damit wir in den Kanälen für Gastronominnen und Gastronomen sichtbar sind. Und die Rückgabe der Mehrwegprodukte muss noch ein­facher und bequemer werden. Deshalb forschen und entwickeln wir aktuell im ­Bereich der Automatisierung und Digi­ta­lisierung von Prozessen. Zum ­Beispiel ­planen wir Rückgabeautomaten mit möglichst ein­facher Rückzahlung. Unser Rück­nahme­angebot muss so gross werden, dass «reCIRCLEN» so bequem wie weg­werfen wird. Ein­ weiteres grosses ­Thema ist die Entwicklung einer Verschweissung, die zu 100 Prozent abdichtet und damit Essen länger haltbar macht. Wir arbeiten konkret daran, reCIRCLE Geschirr mit einer Folie zu über­ziehen, damit es auch für ­Catering und ­Detailhandel als Take-away-Mehrwegver­packung ­interessant wird. Vor ein paar Wochen haben wir das ­reMEMBER-Abo für KMU, die keine eigene Kantine, aber viel Abfall aus Einwegver­packungen ­haben, lanciert. Sie erhalten von uns Boxen und Becher und können diese ­ihren ­Mit­arbeitenden zum Holen von Essen in der ­Nähe des Büros zur Verfügung ­stellen. remember-KMU ­verursacht auch ­weniger Food-­Waste, weil die Mitarbei­tenden ­ihre Reste später auf­essen oder bequem nach ­Hause nehmen ­können.

Weitere Informationen 
recircle.ch


Jeannette Morath, Gründerin 
und Geschäftsleiterin von reCIRCLE
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