Die ersten beiden Kinder von Beda und Ursina Brun del Re kamen noch in der Stadt zur Welt – sie lebten damals in Zürich, schätzten den öffentlichen Verkehr, waren aber auch viel mit Velo und Anhänger unterwegs. Dann zog es sie nach Weesen, wo sie ein Haus bauen konnten. Das dritte Kind kam und bald auch das vierte. Im Dorf Leute kennenzulernen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben, war schwieriger, als sie erwartet hatten – und schwieriger als in der Stadt. Denn viele seien mit dem Auto unterwegs, so begegne man sich kaum im Alltag, sagt Beda Brun del Re: «Wir lernten primär die Leute kennen, die auch den öffentlichen Verkehr benutzen oder mit dem Velo oder zu Fuss unterwegs sind.»
Viele Leute aus dem Umfeld prognostizierten der Familie, dass sie nach dem Umzug aufs Land wohl ein Auto benötigen würden. Aber: «Wir sind jetzt seit über zehn Jahren hier und kommen gut ohne Auto aus. Die Einkäufe lassen wir uns liefern, oder wir fahren mit Velo und Anhänger ins Dorf. Hobbys suchen wir uns meist so aus, dass sie in Veloreichweite stattfinden.» Dogmatisch wollen sie aber auch nicht sein, Fahrangebote nehmen sie dankbar an, gerade für die Aktivitäten der Kinder, für Trainings und Turniere etwa, die weit entfernt oder mit dem ÖV schlecht erreichbar sind. Und kürzlich liehen sie für ein paar Wochen ein Auto aus, weil der eine Sohn ein Bein gebrochen hatte. «Wir fuhren ihn in der Zeit zur Schule. Da sahen wir, dass man sich sofort anders verhält, wenn ein Auto fahrbereit vor der Türe steht. Zum Beispiel gab es Einkaufstouren und Ausflüge, die wir sonst wohl unterlassen hätten», erzählt der Familienvater. Ursina Brun del Re ihrerseits genoss die Zeit mit dem Gefährt, sie sagt: «Manchmal ist eine Autofahrt schlicht die einfachere und praktischere Variante.»
Dauerhaft ein Auto zu besitzen, muss aber für beide nicht sein. Er würde es eher als Belastung empfinden, ist Beda Brun del Re überzeugt: «Immer wieder ein Service, das Auto durch die Kontrolle bringen müssen, dann die Gefahr von Bussen und überhaupt die Kosten. Ich bin froh, haben wir keins.» Eine Herausforderung seien vor allem die Ferien: «Eine sportliche Familie mit vier Kindern benötigt ziemlich viel Material. Zum Teil haben wir angefangen, die SBB-Angebote besser zu nutzen. Man kann sein Gepäck ja zu Hause abholen lassen.» In die Sommerferien nach Sardinien reisen sie im Zug und mit der Fähre, auf der Insel angekommen, nehmen sie ein Taxi bis zum Zielort. «Wir haben uns noch nie in unserer Mobilität einschränken lassen», sagt der vielseitig sportbegeisterte Familienvater. Auch Laurin, der ältere Sohn, findet das Zugfahren praktisch: «Da kann man während der Fahrt herumlaufen und aufs WC gehen, das ist doch ein grosser Vorteil!»
Text: Esther Banz