Emissionsarm rund ums Jahr
Derzeit entsteht ein Gebäudekomplex mit einer Technikhalle und einem Holzschnitzellager. Der Brennstoff stammt zum Grossteil aus den Wäldern und Sägereien der Region. Dazu kommt Holzschnitt von den Autobahnböschungen, die das Bundesamt für Strassen liefert, und kleine Mengen Altholz vom nahen Baumarkt. Den Jahresbedarf an Holzschnitzeln beziffert die Pizol Energie AG auf etwa 19 000 Kubikmeter. Scherrer: «Mit dem jetzigen Ausbaustand kann jährlich eine Heizölmenge von 1,4 Millionen Litern ersetzt werden. Dadurch sinkt der CO2-Ausstoss um rund 3800 Tonnen pro Jahr.» Die Anlage wird jährlich etwa 12 000 Megawattstunden
Nutzenergie erzeugen, womit man 800 Einfamilienhäuser mit Wärme versorgen kann. Eine Abgaskondensation sorgt dafür, dass auch die letzte Energie aus den Abgasen entnommen wird und ein Elektrofilter dafür, dass die strengen Grenzwerte für Feinstaub eingehalten werden. «Dank einem Wärmespeicher mit einem Volumen von rund 60 Kubikmetern können wir ganzjährig einen kontinuierlichen Betrieb gewährleisten», versprechen die Betreiber.
Die Verhandlungen mit den Behörden und Grundeigentümern, das Einholen von Baubewilligungen in gleich drei Einzugsgemeinden, die Vergabe und Kontrolle der Bauarbeiten und die Akquisition der zukünftigen Wärmekunden: Das alles sei schon sehr zeitintensiv, räumt Scherrer ein, zumal er daneben noch ein eigenes Geschäft leiten müsse. Dass der sportliche Zeitplan eingehalten werden kann, ist gemäss Scherrer auf mehrere Umstände zurückzuführen: Er selbst bringt bereits viel Erfahrungen und Know-how in Bezug auf Fernwärmeverbünde und deren Betrieb mit. Dann wird die Pizol Energie von Urs Zwingli unterstützt, der mit seinem Ingenieurbüro Calorex AG auf Wärmeverbünde spezialisiert ist. So war Zwingli unter anderem am Wärmeverbund in Wattwil im Toggenburg beteiligt, der seit 2016 in Betrieb ist und der Anlage in Wangs als Vorbild dient. Schliesslich sind die drei Gründer alles erfolgreiche und in der Region gut vernetzte Unternehmer, die es gewohnt sind, Entscheidungen rasch zu treffen und auch mal gewisse Risiken einzugehen. So haben sie, um die langen Lieferfristen aufzufangen, beispielsweise die Holzheizkesselanlage bestellt, noch bevor das Baugesuch eingereicht wurde und die damit verbundene Baubewilligung vorlag. «Wir wollten, dass es zügig vorwärtsgeht», sagt Scherrer. Schliesslich seien die Kunden erst bereit, Verträge abzuschliessen, wenn Sicherheit bestehe und das Vorhaben definitiv sei. «Deshalb war für uns auch von Anfang an klar, dass wir den Wärmeverbund mit dieser notwendigen Strategie nur auf privater Basis realisieren können.»
Unkomplizierte Finanzierungspartnerin
Mit ihrem Vorhaben eines Wärmeverbunds aus erneuerbarer Holzenergie stiessen sie bei Behörden und potenzieller Kundschaft auf offene Türen. Dass die Pizol Energie AG ihre Pläne so rasch umsetzen konnte, liege nicht zuletzt auch an der Alternativen Bank Schweiz (ABS), sagt Scherrer: «Die ABS mit ihrer unkomplizierten Art ist für uns ein Glücksfall.» Die Bank finanziert die Heizzentrale und den damit verbundenen Wärmeverbund mit einem Kredit über 9 Millionen Franken. Scherrer erinnert sich, wie er der Bank den Businessplan eingereicht und bereits zwei Tage später einen ersten Finanzierungsvorschlag erhalten habe: «Und der war erst noch weit besser als alle Vorschläge, die wir von anderen Banken bekommen hatten.» Die ABS stelle durchaus kritische Fragen, aber stets mit dem Willen, die Interessen der Kunden zu verstehen. «Die Kommunikation findet immer auf Augenhöhe statt», sagt Paul Scherrer: «Die ABS ist für uns nicht einfach nur eine Bank, sondern eine echte Partnerin.»