Ihr erstes Produkt, Madex, ein Mittel zur Bekämpfung der Obstmade, entwickelten Martin und Isabel Andermatt noch in ihrer Studentenwohnung in Zürich. Ein Jahr später verlegte das Gründerehepaar den Firmensitz nach Grossdietwil LU. Seither sind gut 35 Jahre vergangen, und aus dem kleinen Schweizer Start-up ist eine weltweit tätige Firmengruppe mit 24 Tochterfirmen und über 600 Mitarbeitenden geworden. Der Umsatz steigt jährlich um 15 Prozent. Über die Tochterfirmen Andermatt Biogarten und Biovet ist die Gruppe auch in den Bereichen Hausgarten und Tiergesundheit aktiv. Klar, dass sich dieses Wachstum auch in der Firmeninfrastruktur widerspiegelt: In den vergangenen Jahren entstanden in Grossdietwil immer neue Logistik-, Produktions- und Büroräumlichkeiten. Der soeben fertiggestellte Neubau mit 7600 Quadratmetern Nutzfläche und einem Investitionsvolumen von 16 Millionen Franken sei bereits die zwölfte und zugleich grösste Bauetappe gewesen, sagt CEO Daniel Zingg. Von Anfang an dabei war die ABS, welche die Andermatt Group mit Immobilienkrediten unterstützt. Mit der Bank verbinde die Firma Werte wie Nachhaltigkeit und Integrität, so Zingg – und den Anspruch, mit ihren Produkten die Welt zu verbessern.
Bio-Mittel wirken selektiv
Biologische Pflanzenschutzmittel wirken, anders als chemische Mittel, sehr selektiv. Madex etwa enthält Granuloseviren, die gezielt die Larven des Apfelwicklers abtöten, für andere Lebewesen aber harmlos sind. Das heisst, dass für jedes Problem das passende Produkt eingesetzt werden muss. Gleichzeitig schonen biologische Mittel Nützlinge, bauen sich im Boden und Grundwasser schneller ab als synthetische Präparate und hinterlassen auf Obst und Gemüse keine chemischen Rückstände. Biologische Pflanzenschutzmittel seien im Prinzip sehr erfolgreich, sagt Zingg – wenn zwei Hürden genommen sind: einerseits die teure Registrierung, weil es eben statt einer Breitbandchemikalie mehr verschiedene Produkte braucht, andererseits die Ausbildung zur korrekten Anwendung, die relativ aufwendig ist: «Wenn der Bauer das Mittel am falschen Ort oder zur falschen Zeit anwendet, funktioniert es nicht», erklärt Zingg. Beziehe man aber die Kosten der langfristigen Folgen ein, die chemische Mittel verursachen, etwa wenn sich Resistenzen bilden oder die Gesundheit der Anwenderinnen und Anwender geschädigt wird, sei der Einsatz von biologischen Mitteln deutlich kostengünstiger als der von chemischen.
Madex war 1987 weltweit das erste Granulosevirusprodukt, das eine Registrierung erhielt. Damals befand sich der Bio-Boom erst am Anfang: Als er vor fast 30 Jahren zur Firma stiess, sei man von der Kundschaft noch schräg angeschaut worden, erinnert sich Zingg. «Immer wieder mussten wir beweisen, dass unsere Produkte wirken.» Heute generiert die Andermatt Group drei Viertel ihres weltweiten Umsatzes im konventionellen Markt: «Mich freut es besonders, wenn ein konventioneller Bauer ein biologisches Produkt einsetzt», sagt Zingg: «Das zeigt, dass er den Nutzen des Produkts erkannt hat.» Weltweit liege der Anteil der Bio-Pflanzenschutzmittel bei zehn Prozent, im Pionierland Schweiz ist er dreimal höher. In 15 bis 20 Jahren werde der biologische Pflanzenschutz aber wichtiger sein als der chemische, ist Zingg überzeugt, auch weil immer mehr chemische Mittel ihre Zulassung verlieren. «Die Zukunft des Pflanzenschutzes ist klar biologisch.»