Während «online» vielerorts den stationären Handel in die Knie zwingt und Innenstädte zu Monokulturen der globalen Kleiderketten macht, bietet der Handel übers Netz durchaus auch Chancen für kleine Spezialisten. Veit Stauffer etwa betreibt im Zürcher Kreis 4 einen der letzten Plattenläden der Deutschschweiz, zwischen 25 und 30 Prozent des Umsatzes generiert er mit Versandhandel. Gegen Online-Profis hatte seine alte, sperrige Website einen schweren Stand. Doch seit Anfang Mai ist ein moderner Webshop in Betrieb. Die Investitionen in der Höhe von über 20 000 Franken stemmte ein Crowdfunding, das Freunde von Stauffer im vergangenen Herbst lanciert hatten. «Mit dieser Modernisierung hoffe ich, die Kundschaft langfristig binden zu können», so der einsame Kämpfer in der Audio-Nische.
Ein anderes Beispiel, wie man online nicht nur einfach Gewinn machen, sondern einen sozialen und ökologischen Mehrwert erreichen kann, ist die
Gebana AG, die 2016 über den Versandhandel mit fair und meist biologisch produzierten Lebensmitteln einen Umsatz von 6,4 Millionen Franken erzielte. Abgesehen von einem Pop-up-Store in Bern und einigen Wiederverkäufern wird der Verkauf des Lebensmittelsortiments per Post abgewickelt. «Nachdem wir am Anfang den Katalog nur in Papierform verschickt hatten, lancierten wir 2005 unseren Webshop. Heute gehen knapp 60 Prozent der Bestellungen online ein», erzählt Marketingleiterin Sandra Dütschler. Das Web sei nicht nur als Verkaufskanal wichtig, sondern auch für die Kommunikation mit der Kundschaft: «Im Versandhandel fehlt die persönliche Begegnung mit den Abnehmern. Mit den Möglichkeiten, die Social Media und unser Crowdordering-Kanal ‹Plattform Marktzugang› bieten, versuchen wir, das zumindest teilweise zu kompensieren.»
Eine weitere Stärke des Webs sei, dass man Informationen, Reportagen und Bildstrecken über die Produzentinnen und Produzenten – meist aus Ländern Afrikas und Südamerikas – platzieren kann. Neben einem Stammsortiment von Trockenwaren bietet Gebana saisonale Frischprodukte wie Grapefruits aus Korsika, Mangos aus Burkina Faso oder Orangen aus Griechenland an: Die Kundschaft bestellt noch vor der Ernte, Gebana bündelt nach Ablauf der Frist die Bestellungen, und die Bauern verpacken die erntefrischen Früchte à 13 Kilogramm in palettierbare Kartons, die in der Schweiz direkt für den Versand genutzt werden. Dütschler: «Indem wir auf den Zwischenhandel verzichten, ermöglichen wir für die Bauern faire und für die Konsumentinnen attraktive Preise.» Im Fall der Orangen etwa konnten die Bauern ihre Bioware erstmals seit 15 Jahren mit einem Bio-Aufschlag verkaufen – dank Online-Bestellung und Postversand.