Seit Jahrzehnten ziert die Bierflasche mit feurigem Raketenantrieb die Lastwagen der Inter Comestibles 87 AG (IC). Vor einem Jahr nun kam erstmals eine leicht retuschierte Version in Gebrauch: Passend zum Elektromotor des Lastwagens sorgt auf der Blache ein Elektroblitz für den Antrieb der stilisierten Flasche. Der Wechsel ist für den Getränkehändler unumkehrbar: «In Zukunft beschaffen wir konsequent Elektrofahrzeuge», erklärt Roland Rüegsegger, Präsident des Verwaltungsrats der Stadtzürcher Firma. Das Umweltengagement der professionellen Durstlöscherin zeigt sich auch in anderen Details: Im letzten Jahr stellte man die gesamte Beleuchtung der insgesamt 4500 Quadratmeter Büro- und Lagerfläche auf LED um und verbraucht seither zehn Prozent weniger Strom. Und wo möglich bietet die Firma regionale, biologische und fair erzeugte Getränke an.
Trotzdem geht es nicht ohne Konzernmarken: «Zwar führen wir ein Dutzend Alternativen zum Original, doch das klassische Cola bleibt ein Umsatzrenner», sagt Rüegsegger. Wollte man darauf verzichten, würde das den Umsatz empfindlich schwächen – und allenfalls zu einem Stellenabbau führen. «Ein Ziel unserer Firma ist aber, viele und sozial gut abgestützte Arbeitsplätze anzubieten.»
Die Belegschaft entscheidet
Fair entlöhnte und stabile Stellen sind denn auch das Markenzeichen der Firma IC, die als Vollsortimenterin 400 Biere und 800 Spirituosen, 500 nichtalkoholische Getränke wie Mineralwasser, Säfte und Sirupe sowie 100 Weine an Lager hat. Der 1987 gegründete Handelsbetrieb ist zwar keine Genossenschaft, sondern eine Aktiengesellschaft mit 25 Millionen Franken Umsatz. Doch als AG sind die Stimmrechte bewusst breit gestreut: 30 000 Franken des Aktienkapitals von total 300 000 Franken, aber über 50 Prozent der Stimmrechte entfallen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, während der grösste Anteil des Kapitals von nahestehenden Privatpersonen und einigen wenigen Lieferanten gehalten wird. Während nur Festangestellte Aktien halten können, sind auch Aushilfen eingeladen, sich an Mitspracheprojekten zu beteiligen. Aktuell kümmert sich eine Gruppe um Nachhaltigkeitsprojekte, eine andere um die psychische Gesundheit der Belegschaft – beides wohlgemerkt während der Arbeitszeit.
Lohntransparenz und Bonus für alle
Ungewöhnlich aufgestellt ist IC auch, was den Lohn angeht. So gelten Netto-Stundenansätze von 24, 28 und 33 Franken, wobei der höchste Ansatz für die siebenköpfige Geschäftsleitung und der mittlere für Personen mit Zusatzverantwortung gilt. Einheitlich geregelt ist, dass die Firma die Pensionskassenbeiträge komplett übernimmt. Und läuft das Geschäft gut, gibts nach den üblichen Rückstellungen einen Bonus, fair verteilt nach der Anzahl geleisteter Stunden. «Das ist etwas kompliziert, aber gerecht», erklärt Rüegsegger. So bekomme selbst eine Aushilfe einen Zustupf. Gehts um die Finanzen für das Unternehmen, arbeitet man seit bald zwanzig Jahren mit der ABS zusammen, etwa mit einem Geschäftskonto, Darlehen oder Kontokorrentkredit. Rüegsegger: «Die ABS und Intercomestibles verfolgen dieselben Werte, darum schätzen wir diese Zusammenarbeit sehr.»
Zusammen mit Gleichgesinnten
Rüegsegger selbst stieg 2011 in die Getränkehandlung im Zürcher Kreis 3 ein, der Schritt war buchstäblich naheliegend: Denn der heute 61-Jährige hatte 1997 die Turbinenbräu mit Freunden mitgegründet, als Reaktion auf die Schliessung von Hürlimann als letzter städtischen Brauerei. Der Standort von Turbinenbräu liegt heute nur anderthalb Kilometer Luftlinie von IC entfernt – und hier wie dort steht nicht der Profit im Vordergrund, sondern es ist ein Projekt, das Rüegsegger mit Gleichgesinnten weiterentwickelt.