Dass Stimmungsänderungen in den sozialen Medien und Schwankungen am Aktienmarkt zusammenhängen, ist nachgewiesen. Die Informatiker Johan Bollen, Huina Mao und Xiao-Jun Zeng zeigten bereits 2010 mithilfe eines Prognosemodells den Zusammenhang zwischen der Stimmung in englischsprachigen Tweets und dem kurzfristigen Trend des Dow Jones auf. Die Entwicklung eines solchen Algorithmus ist anspruchsvoll. Datenbasis der Analyse sind nämlich Texte. Im Gegensatz zu Kennzahlen bestehen sie aus Daten, die erst in eine bestimmte Struktur übertragen werden müssen, bevor ein Computerprogramm sie auswerten kann. Was schon Kinder intuitiv verstehen, muss eine Software mithilfe statistischer Methoden aufwendig «lernen». Sentiment-Programme beruhen im einfachsten Fall auf einer Einteilung von Wörtern in Klassen wie «positiv» und «negativ». Das Wissen, welche Wörter «positiv» oder «negativ» sind, zieht das Modell aus einer Liste hinterlegter Begriffe, einem Lexikon der Gefühle sozusagen. So stehen beispielsweise «gut», « super» und «klasse» für positive Gefühle und «schlecht», «enttäuschend», «schrecklich» für negative. Da Wörter sich in ihrer Gefühlsintensität unterscheiden, kann man das Sentiment zusätzlich gewichten. «Super» wird in einem Modell beispielsweise stärker gewichtet als «gut», «Euphorie» stärker als «Freude». Wenn ein Modell nur auswertet, wie häufig ein bestimmter Begriff genannt wird, kann es zu falschen Signalen kommen. Ein Finanzjournalist entdeckte, dass die Aktie der Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway des Investment-Gurus Warren Buffett immer dann stieg, wenn die Schauspielerin Anne Hathaway in den Medien oft genannt wurde – beispielsweise als sie die «Oscar»- Verleihung moderierte oder ihr Film «Alice im Wunderland » anlief. Die Schauspielerin und die Beteiligungsfirma haben nichts miteinander zu tun – bis auf den Namen Hathaway.