2004 wird bekannt, dass das Kino Pix im Bourbaki Panorama in Luzern Konkurs geht. Schnell entschlossen schreitet die Neugass Kino AG ein, übernimmt das Kino, das sie später in Bourbaki umbenennt, und erweitert es um die Säle 3 und 4. «Für eine Gruppe in unserer Grösse ist es ungewöhnlich, in zwei Städten präsent zu sein», sagt Kessler nicht ohne Stolz. Und auch in Luzern reichen sich Kino und Gastronomie die Hand: Ein Bistro und, im Sommerhalbjahr, eine beschattete Terrasse auf dem Löwenplatz laden zum Verweilen ein.
2009 fragt die Genossenschaft Kalkbreite in Zürich an, ob man in der neuen Überbauung einen zweiten Standort betreiben wolle. Der Strukturwandel in der Kinolandschaft zeichnet sich da bereits ab: Die Besucherzahlen sind rückläufig, die Digitalisierung setzt der Branche zu. Das erste Zürcher Studiokino von 1935, das Nord-Süd am Limmatquai, muss 2011 seinen Betrieb einstellen. 2014 schliesst das hundert Jahre alte Kino ABC (früher: Orion) seine vier Säle. Brauchte es ein weiteres Kino, nur eine Viertelstunde Fussweg vom Riffraff entfernt? «Wir machten aus der Not eine Tugend und planten kleine Säle, die auf dem digitalisierten Markt mitspielen können und sich nicht wie das Riffraff über Filme definieren, die in Zürich exklusiv gezeigt werden », erzählt Kessler: Dieses Konzept überzeugt die ABS, sie bleibt weiterhin als Partnerin an Bord. Für die Raumgestaltung gilt: Die Verwandtschaft mit dem grossen Bruder Riffraff muss erkennbar sein, dennoch soll das Kino eine eigene Identität erhalten. Das Architekturbüro Staufer & Hasler aus Frauenfeld, das bereits mit Meili, Peter zusammen die Riffraff-Kinos gestaltet hat, entwickelt eine offene Raumsequenz um fünf kleine Kinosäle. Der grosszügige Bar-Foyer-Raum zieht sich über zwei Geschosse bis zur Lounge auf der Galerie.
Im Februar 2015, nur ein halbes Jahr nach der Houdini-Eröffnung, muss das Unternehmen den grössten Rückschlag in seiner Geschichte hinnehmen: Ein Kabelbrand zerstört die neue Bar im Erdgeschoss. Die Rauchentwicklung ist so stark, dass nicht nur Bar und Foyer saniert, sondern Leinwände, Seitenwände und Technik in den Sälen ersetzt werden müssen. «Wir hatten Glück, dass wir richtig versichert waren», sagt Kessler. Die Sanierung ist administrativ aufwendig, dazu kommt der Druck, möglichst bald wieder zu eröffnen. Neun Monate später wird die zweite Houdini-Eröffnung mit einem grossen Fest gefeiert.